Seite:General Hoche und die Koblenzer.pdf/3

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Walther Kabel: General Hoche und die Koblenzer. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 11, S. 216–218

könne. Berechtigt zur Teilnahme war jeder männliche Bürger über achtzehn Jahre. Leute, die Vorschläge machen wollten, sollten sich vorher bei dem Adjutanten des Generals melden und sich in die Rednerliste eintragen lassen.

Die Koblenzer konnten sich gar nicht genug über dieses fürsorgliche Entgegenkommen des französischen Befehlshabers wundern. In der ganzen Stadt war nur eine Stimme des Lobes für General Hoche, und am nächsten Tage strömte zur festgesetzten Stunde alles, was über achtzehn Jahre hinaus war, auf dem Marktplatz zusammen, so daß dieser die Menge kaum fassen konnte. An den offenen Fenstern der Häuser aber sah man die Koblenzer Frauen neugierig auf dieses Schauspiel herabblicken. Zum Schluß nahte in feierlichem Zuge auch der gesamte Magistrat und nahm auf den bereitstehenden Bänken mitten auf dem Markte Platz.

Gleich darauf erklangen Trommelwirbel. General Hoche erschien mit seinem Adjutanten, hinter ihm zwei Kompanien Infanterie. Ebenso waren auch durch andere Seitenstraßen kleinere Trupps französischer Soldaten unauffällig bis zum Markte vorgedrungen, die nun, verstärkt durch die Leibwache des Generals, urplötzlich um die versammelten Bürger einen dichten Kordon zogen. Da erst merkten die Koblenzer, daß hier irgend etwas nicht stimmte. Einige wollten sich jetzt noch schnell heimlich drücken; aber niemand durfte den von dem Militär umstellten Kreis verlassen. Drohend streckten sich jedem die Bajonette entgegen.

Inzwischen hatte der Adjutant des Generals die Rednertribüne erstiegen und las mit weithin schallender Stimme einen Befehl des Höchstkommandierenden vor, dahin lautend, daß jeder der zu der Versammlung Erschienenen sich sogleich seiner Stiefel zu entledigen habe. Da bisher von dem Magistrat die verlangten Stiefel nicht geliefert worden seien und General Hoche nicht mehr länger auf die Erfüllung dieser Forderung warten könne, habe man zu dieser List greifen müssen.

Hierauf natürlich zunächst ungeheurer Lärm und laute Entrüstungsrufe. Aber damit änderten die Koblenzer nicht das geringste. Die Bajonette ringsum redeten eine deutliche Sprache,

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: General Hoche und die Koblenzer. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 11, S. 216–218. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1913, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:General_Hoche_und_die_Koblenzer.pdf/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)