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     Begierden sind es, die uns schänden,

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Und ohne daß wir sie vollenden,

Verletzen wir schon unsre Pflicht.
Wenn du vor ihnen nicht erröthest,
Nicht durch den Geist die Lüste tödtest:
So rühme dich der Keuschheit nicht.

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     Erfülle dich, scheinst du zu wanken,

Oft mit dem mächtigen Gedanken:
Die Unschuld ist der Seele Glück.
Einmal verscherzt und aufgegeben,
Verläßt sie mich im ganzen Leben,

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Und keine Reu bringt sie zurück.


     Denk oft bey dir: Der Wollust Bande
Sind nicht nur dem Gewissen Schande,
Sie sind auch vor der Welt ein Spott.
Und könnt ich auch in Finsternissen

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Den Greul der Wollust ihr verschließen:

So sieht und findet mich doch Gott.

     Die Wollust kürzt des Lebens Tage,
Und Seuchen werden ihre Plage,
Da Keuschheit Heil und Leben erbt.

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Ich will mir dieß ihr Glück erwerben.

Den wird Gott wiederum verderben,
Wer seinen Tempel hier verderbt.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. in der Weidmannischen Handlung, Leipzig 1757, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/77&oldid=- (Version vom 31.7.2018)