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Ein Richter in mir selbst stört oft des Herzens Ruhe;
     Er klagt mich an. Ich steh erschrocken still,
Und billige nicht mehr das Böse, das ich thue,

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     Und thue nicht das Gute, das ich will.


Verstellung, die ich doch an meinem Nächsten hasse,
     Erlaub ich mir, und halt es für Gewinn,
Wenn ich im falschen Licht mich andern sehen lasse,
     Und scheinen kann, was ich mir selbst nicht bin.

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Ich weis, daß der Besitz der Güter dieser Erden

     Der Seele nie das wahre Glück verleiht;
Doch bleiben sie mein Wunsch; und um beglückt zu werden,
     Erring ich mir die Last der Eitelkeit.

Ich weis, wie groß es sey, aus Ueberlegung handeln,

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     Und handle doch aus sinnlichem Gefühl.

Durch falschen Schein getäuscht, eil ich, ihm nachzuwandeln,
     Und Leidenschaft und Irrthum steckt mein Ziel.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. in der Weidmannischen Handlung, Leipzig 1757, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/61&oldid=- (Version vom 31.7.2018)