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     Nimm an, Gott hätt es uns vergönnt,

Nach unsers Fleisches Willen,
Wenn Wollust, Neid und Zorn entbrennt,
Die Lüste frey zu stillen;
Nimm an, Gott ließ den Undank zu,

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Den Frevel, dich zu kränken,

Den Menschenhaß; was würdest du
Von diesem Gotte denken?

     Gott will, wir sollen glücklich seyn,
Drum gab er uns Gesetze.

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Sie sind es, die das Herz erfreun,

Sie sind des Lebens Schätze.
Er redt in uns durch den Verstand,
Und spricht durch das Gewissen,
Was wir, Geschöpfe seiner Hand,

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Fliehn, oder wählen müssen.


     Ihn fürchten, das ist Weisheit nur,
Und Freyheit ists, sie wählen.
Ein Thier folgt Fesseln der Natur,
Ein Mensch dem Licht der Seelen.

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Was ist des Geistes Eigenthum?

Was sein Beruf auf Erden?
Die Tugend! Was ihr Lohn, ihr Ruhm?
Gott ewig ähnlich werden!

Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. in der Weidmannischen Handlung, Leipzig 1757, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/55&oldid=- (Version vom 31.7.2018)