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     Du opferst Gott die leichtern Triebe

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Durch einen strengen Lebenslauf;

Doch opferst du, wills seine Liebe,
Ihm auch die liebste Neigung auf?
Dieß ist das Auge, dieß der Fuß,
Die sich der Christ entreißen muß.

55
     Du fliehst, geneigt zu Ruh und Stille,

Die Welt, und liebst die Einsamkeit;
Doch bist du, foderts Gottes Wille,
Auch dieser zu entfliehn bereit?
Dein Herz haßt Habsucht, Neid, und Zank;

60
Fliehts Unmuth auch und Müßiggang?


     Du bist gerecht; denn auch bescheiden?
Liebst Mäßigkeit; denn auch Geduld?
Du dienest gern, wenn andre leiden;
Vergiebst du Feinden auch die Schuld?

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Von allen Lastern sollst du rein,

Zu aller Tugend willig seyn.

     Sey nicht vermessen! Wach und streite;
Denk nicht, daß du schon gnug gethan.
Dein Herz hat seine schwache Seite,

70
Die greift der Feind der Wohlfarth an.

Die Sicherheit droht dir den Fall;
Drum wache stets, wach überall!

Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. in der Weidmannischen Handlung, Leipzig 1757, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/45&oldid=- (Version vom 31.7.2018)