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Trost eines schwermüthigen
Christen.

Du klagst, o Christ, in schweren Leiden,
Und seufzest, daß der Geist der Freuden
Von dir gewichen ist.
Du klagst und rufst: Herr, wie so lange?

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Und Gott verzeucht, und dir wird bange,

Daß du von Gott verlassen bist.

     Sind meine Sünden mir vergeben;
Hat Gott mir Sünder Heil und Leben
In seinem Sohn verliehn:

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Wo sind denn seines Geistes Triebe?

Warum empfind ich nicht die Liebe,
Und hoffe nicht getrost auf ihn?

     Mühselig, sprichst du, und beladen
Hör ich den Trost vom Wort der Gnaden,

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Und ich empfind ihn nicht;

Bin abgeneigt vor Gott zu treten;
Ich bet, und kann nicht gläubig beten;
Ich denke Gott, doch ohne Licht.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. Weidmannische Handlung, Leipzig 1757, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/167&oldid=- (Version vom 31.7.2018)