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O Herr, mein Heil, an dessen Blut ich glaube,
Ich liege hier vor dir gebückt im Staube,
Verliere mich mit dankendem Gemüthe
 In deine Güte.

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Sie übersteigt die menschlichen Gedanken;

Allein sollt ich darum im Glauben wanken?
Ich bin ein Mensch; darf der sich unterwinden,
 Gott zu ergründen?

Das Größt in Gott ist Gnad und Lieb erweisen;

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Uns kömmt es zu, sie demuthsvoll zu preisen,

Zu sehn, wie hoch, wenn Gott uns Gnad erzeiget,
 Die Gnade steiget.

Laß deinen Geist mich stets, mein Heiland, lehren,
Dein göttlich Kreuz im Glauben zu verehren;

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Daß ich, getreu in dem Beruf der Liebe,

 Mich christlich übe.

Das Gute thun, das Böse fliehn und meiden,
Herr, diese Pflicht lehrt mich dein heilig Leiden.
Kann ich zugleich das Böse mir erlauben,

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 Und an dich glauben?


Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. in der Weidmannischen Handlung, Leipzig 1757, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/148&oldid=- (Version vom 31.7.2018)