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allgemeine Deutlichkeit darinne herrschen, die den Verstand nährt, ohne ihm Eckel zu erwecken; eine Deutlichkeit, die nicht von dem Matten und Leeren, sondern von dem Richtigen entsteht. Es muß eine gewisse Stärke des Ausdrucks in den geistlichen Gesängen herrschen, die nicht so wohl die Pracht und der Schmuck der Poesie, als die Sprache der Empfindung, und die gewöhnliche Sprache des denkenden Verstandes ist. Nicht das Bilderreiche, nicht das Hohe und Prächtige der Figuren ist das, was sich gut singen und leicht in Empfindung verwandeln läßt. Die Einbildungskraft wird oft so sehr davon erfüllt, daß das Herz nichts empfängt. Es muß in geistlichen Liedern zwar die übliche gewählte Sprache der Welt herrschen; aber noch mehr, wo es möglich ist, die Sprache der Schrift; diese unnachahmliche Sprache, voll göttlicher

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Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. in der Weidmannischen Handlung, Leipzig 1757, Seite XIV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)