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     Wenn in deiner letzten Noth

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Freunde hülflos um dich beben;

Dann wird über Welt und Tod
Dich dieß reine Herz erheben;
Dann erschreckt dich kein Gericht;
Gott ist deine Zuversicht.

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     Daß du dieses Herz erwirbst,

Fürchte Gott, und bet und wache.
Sorge nicht, wie früh du stirbst;
Deine Zeit ist Gottes Sache.
Lern nicht nur den Tod nicht scheun,

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Lern auch seiner dich erfreun.


     Ueberwind ihn durch Vertraun,
Sprich: Ich weis, an wen ich gläube,
Und ich weis, ich werd ihn schaun
Einst in diesem meinem Leibe.

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Er, der rief: Es ist vollbracht!

Nahm dem Tode seine Macht.

     Tritt im Geist zum Grab oft hin,
Siehe dein Gebein versenken;
Sprich: Herr, daß ich Erde bin,

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Lehre du mich selbst bedenken;

Lehre du michs jeden Tag
Daß ich weiser werden mag!

Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. Weidmannische Handlung, Leipzig 1757, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/118&oldid=- (Version vom 31.7.2018)