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Vom Tode.

Meine Lebenszeit verstreicht,
Stündlich eil ich zu dem Grabe.
Und was ists, das ich vielleicht,
Das ich noch zu leben habe?

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Denk, o Mensch, an deinen Tod,

Säume nicht; denn Eins ist noth.

     Lebe, wie du, wenn du stirbst,
Wünschen wirst, gelebt zu haben.
Güter, die du hier erwirbst,

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Würden, die dir Menschen gaben;

Nichts wird dich im Tod erfreun;
Diese Güter sind nicht dein.

     Nur ein Herz, das Gutes liebt,
Nur ein ruhiges Gewissen,

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Das vor Gott dir Zeugniß giebt,

Wird dir deinen Tod versüssen;
Dieses Herz, von Gott erneut,
Ist des Todes Freudigkeit.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Geistliche Oden und Lieder. Weidmannische Handlung, Leipzig 1757, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geistliche_Oden_und_Lieder-Gellert.djvu/117&oldid=- (Version vom 31.7.2018)