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Monomanie geopfert werden? Sollen die Militärs sich mit den Feinden der Republik aus falsch verstandenem Ressortinteresse zu rangieren versuchen, während Republikaner entschlossen sind, bis zum letzten zu kämpfen?

Natürlich wird auch in der Bendler-Straße nicht der hundertprozentige Fascismus gewünscht, das müßte ja das Ende für eine Reihe glanzvoll begonnener Karrieren bedeuten. Aber sein militärisches Exterieur sticht in die kundigen Generalsaugen, man möchte ihn einordnen, ihn verwenden – den Preis des Paktes mag die Republik bezahlen. Es ist kein Zufall, daß es grade Herren aus dem Wehrministerium waren, die Anstrengungen machten, Hitler mit Brüning zu versöhnen. Und es ist ebenso wenig ein Zufall, daß sich jetzt der Reichswehrminister persönlich bemüht, Hitlers Schlappe nicht in eine Katastrophe ausarten zu lassen. Herrn Groener, der ein so ungewöhnlich entwickeltes Gefühl für die äußere Sicherheit des Staates besitzt und der jeden harmlosen Zeitungsartikel mit dem Schleppsäbel verfolgt, fehlt der Sinn für die innere Sicherheit des Staates. Mag man ihm subjektiv den besten Glauben zubilligen, objektiv trägt sein Verhalten die ewigen Merkmale des Verrats.

„Großmutter“ ist nicht gestorben, wie Hitler dachte. Aber solange Groener den Arzt spielt, wird das Befinden der alten Dame weiter zu wünschen übrig lassen.

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Carl von Ossietzky: Gang zwei. Berlin: Verlag der Weltbühne, 22. März 1932, Seite 431. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gang_zwei_5.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)