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Gnade, die mir der Kinder-Freund durch die heilige Taufe ertheilt hatte, verlor ich nach u. nach, so wie die Sünde u. das Verderben bey mir überhand nahm. In meinem 12. ten Jahr überfiel mich so eine Furcht u. Schrecken vor dem lieben Gott, daß ich in die Kirche ging, mich auf den Boden warf, u. den lieben Gott mit Thränen bat, mir meine Sünden zu vergeben. Die Angst verlor sich zwar, ich wurde aber nur sicher u. ging noch 12. Jahr meine eigene Wege fort. 1734. da ich in Odensee auf der Schule war, über kam mich eine neue Unruhe; ich fühlte den Greuel der Sünden, betete u. weinte dagegen, u. stand viele Angst u. Noth darüber aus, daß ich wie eine Leiche wurde. So ging ich etliche Jahre sehr gedrückt u. elend hin, u. weil alles um mich herum Tod war in Ubertretung u. Sünden; so wünschte ich oft nur einen einigen Menschen zu finden mit dem ich reden könnte. Ich fühlte dabey doch manche Gnaden-Züge des Heilands an meinen Herzen u. bekam Trost. Ja weil das Heil meiner armen Seele mir so am Herzen lag; so ging ich Tag u. Nacht damit

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: Gemein-Nachrichten - Beylagen 1774,3. , Herrnhut 1774, Seite 532. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GN.A.171_Gemein-Nachrichten_1774,3.pdf/536&oldid=- (Version vom 25.8.2024)