sie glaubten von niemand bemerckt zu werden
so kam die seelige Schwester mit häufigen Thränen dazu,
u. äußerte ihres Herzens-Verlangen, auch
der Welt abzu sagen, u. ein Eigenthum Jesu
Christi zu werden. Sie hatte bereits im Dienst
bey der Frau v. Döhler, den seeligen Bruder Joh. Gottl.
Kaulfus Bürger u. Schneider-Meister in Dresden
kennen gelernt, da er vor die Herrschaft arbeitete,
u. auch bey ihm einen Sinn, den Herrn Jesu
zu leben, wahrgenommen, als derselbe nun
um sie bey ihrer Herrschaft anhielt; so war
sie gleich willig ihn zu heyrathen. Dieses
erfolgte 1748. in Prischwitz. Darauf zog
sie zu ihm nach Dresden, u. wurde durch ihn
mit der Gemeine bekannt. Es war ihnen jederzeit
eine besondere Freude, die durchreisenden
Geschwister zu beherbergen, u. sie bezeugte nachher,
daß sie allemal einen Segen für ihr Herz
dabey gehabt habe. Anno 1760. ging ihr lieber Mann
selig zum Heiland, u. hinterließ sie, nach einer
12. jährig vergnügten Ehe, in der sie 5.
Kinder gehabt, mit noch 3. lebenden. In eben
dem Jahre muste sie bey der Belagerung
von Dresden alles das ihrige, im Feuer aufgehen
sehen, u. sich mit ihrem Kindern auf
das kümmerlichste behelfen. Nachher richtete sie
sich wieder von neuen in Dresden ein in ihre
Wirthschaft ein, war aber kaum wieder in Ordnung,
: Gemein-Nachrichten - Beylagen 1774,3. , Herrnhut 1774, Seite 393. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GN.A.171_Gemein-Nachrichten_1774,3.pdf/397&oldid=- (Version vom 10.9.2024)