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8.) Der in Herrnhuth heimgegangne ledige Bruder Peter Stahlberger, schreibt von seinem Gang durch diese Zeit:

„Ich bin d. 4. ten Jun. 1716. zu Zelle in Saltzburgischen von eifrig catholischen Eltern geboren, in deren Religion ich auch erzogen ward. Weil es mir von Jugend an um meine Seligckeit zu thun war; so war ich in meiner Religion sehr eifrig, so daß ich auch des wegen bey hohen, so wol Geist- als Weltlichen Personen in Achtung war. Allein, bey allem meinen Ernst u. Eifer blieb ich immer in Unruhe u. Ungewißheit meines Herzens, bis ich 1731. mit einem heimlichen Lutheraner bekannt wurde, der mir aus der Bibel wieß, daß kein ander Heil u. Seligckeit zu finden sey, als bey Jesu Christo, u. in Seinem Verdienst u. Leiden. Ich fragte ihn, wo solche Leute wären, die diese Lehre hätten; er antwortete: das wären die Lutheraner, die man Ketzer nennte; es gäbe deren sehr viel in andern Ländern, u. wenn wir verjagt würden, so zögen wir zu ihnen. Ich sagte ihm zu, daß ich als denn mit ziehen, u. bey dieser Lehre leben u. sterben wollte. Dieses gefiel dem Manne, u. wir verbanden uns mit einander bey der Wahrheit u. dem Evangelio wie es in der Bibel stünde vest zu halten, es möchte uns auch gehen wie es wolle.

Wir gingen recht vertraulich mit einander u. mit

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: Gemein-Nachrichten - Beylagen 1774,3. , Herrnhut 1774, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GN.A.171_Gemein-Nachrichten_1774,3.pdf/392&oldid=- (Version vom 9.9.2024)