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D. 18tn nahm der Heiland unsers lieben Hauswirths, Geschwister Liliendehls jüngstes Söhnlein vom 3 Jahren selig zu sich; wobey sich die Nähe des Kinder-Freundes selig fühlen ließ. Einige Tage zuvor, da er noch ganz munter war, fragte ich ihn, was er mache. Er antwortete ganz positiv: ich will zum Heiland gehen u. Ihn sehn; welches mir einen besondern Eindruck machte. D. 22tn reiste ich mit meiner Frau nach Harburg. Obgleich der Wind gegen Mittag sehr heftig wurde, wollten wir doch unsern Besuch nicht aufschieben, weil sie uns erwarteten. Als wir nun auf die große Elbe kamen, u. eben die Fluth eintrat, erhub sich auf einmal ein entsezlicher Sturm, welcher unser Fahrzeug so auf die Seite warf, daß das Wasser hineinströhmte. Da entstund ein füchterliches Angstgeschrey unter den vielerley Menschen von allerley Art. Wir waren aber kindlich getrost u. unserm lieben HErrn, auf dessen Wegen u. in dessen Dienst wir uns befanden, kindlich überlassen, ob wir gleich nichts als den Tod vor Augen sahen, u. riefen Ihn in der Noth um Hülfe an, weil alle menschliche Rettung aus war. Und da ich eben meiner lieben Frau den lezten Abschieds-Kuß geben wollte, kam ein Wirbel-Wind, u. richtete unser Fahrzeug wieder auf. Alles war mit Ausschöpfen des Wassers beschäftiget, weil wir uns in der äußersten

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: Gemein-Nachrichten - Beylagen 1774,3. , Herrnhut 1774, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GN.A.171_Gemein-Nachrichten_1774,3.pdf/188&oldid=- (Version vom 3.3.2024)