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der rechte Begriff von den einstmaligen großartigen Wirkungen der Eisenbahnen fehlte. Obgleich sie gern und willig List’s Gedanken zur Unterlage ihrer Bestrebungen machten, so glaubten sie mit dem Urheber selbst nur so lange rechnen zu sollen, als er gerade in ihr kaufmännisches Rechenexempel paßte. Und dieses Exempel war bei ihnen nicht ausschließlich das vaterländische Unternehmen der ersten großen Verkehrsbahn Deutschlands, sondern schlechtweg das Aktienunternehmen einer Eisenbahn von Leipzig nach Dresden. — Von diesem Standpunkte aus haben sie redlich ihre besten Kräfte eingesetzt und haben nach bestem Ermessen gehandelt, als sie von List’s weiterer Theilnahme absahen. Mit außerordentlicher Umsicht und Sorgfalt ist von ihnen unter dem Schutze der Regierung die Herstellung der damals mit Recht als ein Riesenwerk geltenden Bahn bewirkt worden, und es werden auch die Namen Harkort, Seyfferth, Dufour, Crusius und Kunz, für immer einen ehrenvollen Platz in den Blättern der deutschen Eisenbahngeschichte einnehmen.

Wo es sich nun aber darum handelt, die treibende Kraft zu dem herrlichen Werke der ersten großen Verkehrs-Eisenbahn in Deutschland zu ermitteln und gebührend zu würdigen, da wird neben dem damals an und für sich hervorgetretenen Bedürfniß nach besseren Verkehrswegen stets Friedrich List genannt werden müssen. Sein bewunderswerther Scharfblick und sein Geschick in allen wirthschaftlichen Dingen ließen ihn Großes ersinnen und ausführen, und seine unauslöschliche Vaterlandsliebe war die Triebfeder dazu. „Im Hintergrunde aller meiner Pläne liegt Deutschland“, das war sein Losungswort auch in der Fremde gewesen. Sein Vaterland groß und eing zu sehen, es unabhängig zu wissen von fremden Einflüssen, dieser heiße Wunsch gab ihm die Kraft, unentwegt für das von ihm erdachte deutsche Eisenbahnsystem einzutreten. Und uns, die wir heute Deutschland in höchster Machtentfaltung sehen, wie sie bedingt wurde durch ein noch immer dichter werdendes Eisenbahnnetz, wir können List’s prophetischem Denken und Handeln nur rückhaltlose Bewunderung zollen. Uns kommt es zu, an diesen Mann einen anderen Maßstab zu legen, als es zu seiner Zeit geschah; uns kommt es zu, offen und freudig anzuerkennen, was List’s Zeitgenossen in ihrer Befangenheit nicht vermochten.

Darum ist, wenn im Frühjahr 1889 das fünfzigjährige Jubiläum der Betriebseröffnung der Leipzig-Dresdner Bahn gefeiert werden wird, zu erwarten, daß List’s zu diesem Feste

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Robert Krause: Friedrich List und die erste große Eisenbahn Deutschlands. Leipzig 1887, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedrich_List_und_die_erste_grosse_Eisenbahn.djvu/32&oldid=- (Version vom 18.8.2016)