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Von dem Vorsteher derselben
F. W. A. Fröbel.

Wir sind wiederholentlich von Freunden und Beförderern einer wahren deutschen Volkserziehung im Allgemeinen, und besonders von Freunden und Beförderern unseres erziehenden Wirkens und Strebens aufgefordert worden, in einem öffentlichen und vielgelesenen Blatte von unserem Wirken, dessen Grundsätzen und Zweck eine möglichst kurze und gedrängte Nachricht und Rechenschaft zu geben; zugleich aber auf diesem Wege die Einheit und den innern Zusammenhang der drey bis jetzt von uns erschienenen anzeigenden Schriftchen nachzuweisen, um eine allgemeine, gründliche und allseitige Prüfung unseres Wirkens und Strebens möglich zu machen und herbeyzuführen. Da wir einsehen, daß wir dieses nicht allein uns selbst, sondern ganz besonders noch den theilnehmenden Freunden unseres erziehenden Wirkens schuldig sind; so wollen wir jener Aufforderung durch das Folgende zu entsprechen suchen.

Alle Erscheinungen und Begegnisse des menschlichen Lebens mit ihren Wirkungen, so wie sie den Einzelnen oder eine Gesammtheit treffen, haben ihren Grund in dem Entwickelungsgange und der Entwickelungsstufe des Gemüthes und Geistes dieses Einzelnen, dieser Gesammtheit; so daß also auch die widersprechenden, überhaupt fehlerhaften Erscheinungen des Lebens in widersprechender, fehlerhafter Entwickelung und Ausbildung des Gemüthes und Geistes derselben ihre einzige Quelle haben.

Daß aber besonders in der jetzigen, wie in jeder aufgeregten strebenden Zeit so viele der Erscheinungen des Lebens widersprechend, zerstörend, überhaupt krankhaft, und so einem wahrhaft menschlichen Leben entgegen sind; daran wird wohl jeder mit uns zu glauben gezwungen, da die Klage darüber so allseitig und ohne Ausnahme entgegen tritt. Denn jeder Mensch, mit welchem uns das Leben in Berührung und Verbindung bringt, ist mit den Erscheinungen desselben unzufrieden, findet und erkennt sie nach Maaßgabe seiner Einsicht und seines Beurtheilungszustandes in zwar verschiedenen Rücksichten, aber immer in dem Grade