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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1

Die Ermordung des Professors Gregy.

Im Sommer 1864 machte eine alte Wirtschafterin der Berliner Polizei die Anzeige, der Lehrer der italienischen Sprache Professor Gregy, ein unverheirateter Mann von 50 Jahren, dem sie die Wirtschaft führe, sei seit einigen Tagen verschwunden.[WS 1] Er sei, wie fast täglich, eines Abends ausgegangen, aber nicht mehr zurückgekehrt. Der Polizei war bekannt, daß Professor Gregy in zweifelhaften Lokalen verkehrte und insbesondere im Verkehr mit dem weiblichen Geschlecht wenig wählerisch war. Alle Nachforschungen der Polizei nach dem Verbleib des Professors waren ergebnislos. Sehr bald entdeckten jedoch Schiffer an der Köpenicker Schleuse zwei im Wasser treibende volle Säcke. In diesen waren, bis zur Unkenntlichkeit zerschnitten, schon in Verwesung übergegangene menschliche Leichenteile enthalten. Die nähere Untersuchung ließ keinen Zweifel darüber, daß es der zerstückelte Leichnam des Professors Gregy sei.

Der Polizei war es schon vorher gelungen, festzustellen, daß Gregy fast täglicher Gast in einem am Oranienplatz belegenen verrufenen Keller war. In diesem wohnte bei einer alten Witwe Quinche die Prostituierte Marie Fischer mit ihrem Zuhälter Louis Grothe. Dieser war

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Friedländer schildert den Prozess nicht aus eigener Kenntnis und ist daher in den Tatsachen nicht allzu verlässlich: Gregy war verheiratet und Professor der französischen Sprache.
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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1. Continent, Berlin 1908, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Kulturhistorische_Kriminal-Prozesse-Band_1_(1908).djvu/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)