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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1

er schlug Wothe mit einem Schusterhammer den Schädel ein. Alsdann verließ er die Wothesche Wohnung und suchte die Rot-Gretl auf. Er führte sie zunächst in ein Restaurant und gestand ihr nach und nach, daß er aus Eifersucht ihren Mann erschlagen habe. Rot-Gretl fiel vor Schreck fast in Ohnmacht. Herbst suchte sie zu beruhigen mit den Worten: „Es kommt ja nicht heraus.“ Schließlich begaben sich beide auf den Heimweg.

Als Herbst mit Rot-Gretl die Mordstätte betrat, wo Wothe mit eingeschlagenem Schädel im Blute schwimmend lag, stieß Rot-Gretl einen gellenden Schrei aus. Herbst befürchtete, er könnte durch wiederholtes Schreien verraten werden. Er schlug daher kurzerhand auch Rot-Gretl tot. Nun war er mit seinen beiden Opfern allein in der Wohnung.

Um die Spuren seiner Verbrechen zu verwischen, war er die ganze Nacht mit der Zerstückelung der Leichen beschäftigt. Am folgenden Morgen kaufte er sich – es war gerade Messe in Mainz – eine große Handtasche, packte die einzelnen Leichenteile hinein und schaffte sie nach und nach sämtlich in den Rheinstrom.

Allein sehr bald wurden Wothe und Rot-Gretl vermißt. Es wurde Haussuchung vorgenommen. Die vielen Blutspuren ließen keinen Zweifel, daß beide Personen ermordet waren. Herbst wurde verhaftet. Er stellte mit voller Entschiedenheit die Tat in Abrede. Die heimlich in den Rhein geworfenen Leichenteile kamen jedoch zum großen Teil wieder zum Vorschein. Herbst wurde außerdem von

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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1. Continent, Berlin 1908, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Kulturhistorische_Kriminal-Prozesse-Band_1_(1908).djvu/65&oldid=- (Version vom 1.8.2018)