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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1

ausgegeben. Die Stammgäste zweifelten an der Richtigkeit dieser Angaben, worauf der junge Mann seinen Militärpaß vorwies. Die Kellnerin hatte sich gemerkt, daß auf diesem Paß gestanden habe, Ernst Sobbe, Kürassier-Unteroffizier. Die Kellnerin teilte ihre Wahrnehmungen der Polizei mit. Letztere ersuchte sogleich telegraphisch sämtliche Kürassier-Regimenter des Reiches um Auskunft über den Verbleib des Unteroffiziers Ernst Sobbe. Schon nach einigen Stunden traf vom Kürassierregiment Nr. 7 aus Halberstadt die telegraphische Nachricht ein, daß bei diesem Regiment bis vor einigen Wochen ein Unteroffizier Ernst Sobbe gestanden habe. Dieser dürfte in Magdeburg bei seiner Schwester, die dort an den Inhaber einer sehr großen Restauration verheiratet sei, weilen.

Sofort wurde die Magdeburger Polizei benachrichtigt. Am folgenden Morgen begaben sich zwei Kriminalbeamte nach der bezeichneten Restauration. Sie fragten nach Ernst Sobbe und wurden in die Privatwohnung des Restaurateurs gewiesen. Dort saß Sobbe in Gesellschaft seiner Schwester und seines Schwagers gerade am Frühstückstisch und las die Zeitung. Er studierte gerade den Bericht über die Ermordung des Berliner Geldbriefträgers, für die er ein großes Interesse an den Tage legte. Zwei Tage nach dem Morde war er auf einem Ball des Magdeburger Krieger-Vereins gewesen. Auf diesem bildete ebenfalls der Berliner Geldbriefträgermord den allgemeinen Gesprächsstoff. Sobbe gab dabei seinem Unwillen über die „verruchte

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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1. Continent, Berlin 1908, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Kulturhistorische_Kriminal-Prozesse-Band_1_(1908).djvu/31&oldid=- (Version vom 1.8.2018)