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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1

von einigen Mark zu bestellen. Es war der erste Morgengang des Geldbriefträgers, der infolgedessen viel Geld in seiner Tasche hatte.

Der Adressat war wenige Minuten vor dem Eintritt des Briefträgers aufgestanden; er wusch sich gerade in einem kleinen Nebenzimmer und bat deshalb den Briefträger, ein bißchen zu warten. Nach kaum einer Minute erschien er, nahm das Geld in Empfang und bot dem Briefträger eine Flasche Bier an. Dieser ließ sich nicht lange zureden. Er trank das Bier sofort aus der Flasche. Trotz großer Eile hatte er sich auf einem Stuhl niedergelassen. Kaum hatte er die Flasche an den Mund gesetzt, da schlug der Empfänger der Postanweisung mit einem schweren Hammer dem Briefträger den Schädel ein. Während der alte Mann noch mit dem Tode rang, raubte der Mörder die Geldtasche aus, in der sich mehrere tausend Mark befanden. Alsdann kleidete er sich eiligst an, raffte seine wenigen Habseligkeiten zusammen und entfloh von der Mordstätte.

Nach einiger Zeit wurde auf dem gegenüber belegenen Postamt der alte Geldbriefträger vermißt. Inzwischen war auch die Vermieterin in das Zimmer ihres Chambregarnisten gekommen. Hier lag der Geldbriefträger mit eingeschlagenem Schädel in seinem Blute schwimmend. Neben der Leiche lag die abgeschnittene Geldtasche; sie war vollständig ihres Geldinhalts beraubt. Die Anweisungen hatte der Mörder selbstverständlich nicht mitgenommen.

Die Kunde von dem furchtbaren Morde durcheilte wie ein Lauffeuer die deutsche Reichshauptstadt.

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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1. Continent, Berlin 1908, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Kulturhistorische_Kriminal-Prozesse-Band_1_(1908).djvu/29&oldid=- (Version vom 31.7.2018)