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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8

der Zeuge auf Befragen des Vorsitzenden: Wiescholleck habe einmal Schweinfurter Grün zur Tötung von Schwaben gekauft. Wiescholleck habe gesagt: er müsse das Gift vor seiner Frau und seinen Kindern sehr vorsichtig verschließen. – Vors.: Nun, Angeklagte, was sagen Sie zu dieser Aussage? – Angekl.: Das sind alles Lügen, die Leute legen es sich so zurecht.. – Vors.: Leben Sie mit dem Zeugen in Unfrieden? – Angekl.: Nein. – Vors.: Sie haben bei Ihren Vernehmungen vor dem Untersuchungsrichter mit voller Entschiedenheit bestritten, daß Sie Gift im Hause hatten. Es war Ihnen doch aber bekannt, daß Ihr vierter Mann Schweinfurter Grün im Hause hatte? – Angekl.: Ich wurde von dem Herrn Untersuchungsrichter gefragt, ob in unserem Hause Arsenik war, an das Schweinfurter Grün dachte ich nicht. – Knecht Gayl, Besitzer Guend und Frau Lax, letztere Schwester des Wiescholleck, bestätigten im wesentlichen die Bekundungen der Vorzeugen. Frau Lax teilte außerdem mit, ihr Bruder habe 1700 Mark in die Ehe mitgebracht. – Besitzer Michael Wiescholleck, Bruder des verstorbenen Wiescholleck, erklärte, daß er gegen seine Schwägerin nicht Zeugnis ablegen wolle. – Es wurde darauf die gerichtliche Aussage des inzwischen verstorbenen Vetters des Wiescholleck, Altsitzers Adam Wiescholleck, verlesen. Dieser hatte bekundet: Als er bei seinem Vetter, dem verstorbenen Wiescholleck gewohnt, habe er einmal an Krätze gelitten. Er habe sich deshalb Vitriol gekauft, um damit die erkrankten Körperteile zu bestreichen. Nachdem er das Vitriol aufgebraucht hatte, habe er das Fläschchen zerschlagen. Sein Vetter habe ihm einmal gesagt: Seine Frau müsse ihm etwas eingegeben haben. – Gendarm Böhmfeld: Er habe in der Wohnung der Angeklagten Haussuchung gehalten und vier leere Flaschen mit der Bezeichnung „Gift“ gefunden. Frau Rosowski habe ihm (Zeugen) erzählt: Die Angeklagte habe ihr einmal gesagt: Sie habe von einer Zigeunerin ein Mittel gekauft, das sechs Mark gekostet habe, es habe aber geholfen

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8. Hermann Barsdorf, Berlin 1913, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_8_(1913).djvu/23&oldid=- (Version vom 28.12.2023)