Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7 | |
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eines evangelischen Pastors. Er war Hauptmann im 21. Posenschen Infanterieregiment. Im Jahre 1871 nahm Hentsch seinen Abschied. Er wurde mit Pension und mit der Berechtigung, die Landwehrhauptmannsuniform zu tragen, entlassen. Nach einiger Zeit fand er eine Anstellung bei dem kaiserlichen Telegraphenamt in Berlin, woselbst er eine Reihe von Jahren als Sekretär arbeitete. Infolge dieser seiner Anstellung schied er aus dem Militärverbande und erhielt nur noch die aus dem Reichsinvalidenfonds an Verwundete gezahlte Pension. Im Jahre 1881 nahm er auch als Telegraphensekretär seinen Abschied. Hentsch entfaltete eine umfangreiche Tätigkeit als Militärschriftsteller. Dieser Umstand, sowie ferner seine militärische Vergangenheit, seine gesellschaftliche Gewandtheit und persönliche Liebenswürdigkeit eröffneten ihm die höchsten militärischen Kreise. Dadurch gelang es ihm, sich in den Besitz von wertvollem Material zu setzen. Die Gewandtheit des Hentsch in diesen Dingen erhellt u. a. aus Folgendem: Er zählte zu den Freunden des Stallmeisters des Prinzen Wilhelm, jetzigen deutschen Kaisers, Leutnant Plinzner, zu Potsdam. Mit diesem traf er einmal in Swinemünde zusammen. Er fand in dessen Wohnung ein Buch, das die Pferdeaushebung der deutschen Armee behandelte. Mit den Worten: „Dies Buch können Sie mir gefälligst einmal leihen“, nahm er es an sich und übersandte den Inhalt des Buches an Adler.
Der § 92, Abs. 1 des Strafgesetzbuches, der der Anklage zugrunde lag, lautet: „Wer vorsätzlich Staatsgeheimnisse oder Festungspläne oder solche Urkunden, Aktenstücke, oder Nachrichten, von denen er weiß, daß ihre Geheimhaltung einer anderen Regierung gegenüber für das Wohl des Deutschen Reiches oder eines Bundesstaates erforderlich ist, dieser Regierung mitteilt oder öffentlich bekannt macht, wird mit Zuchthaus nicht unter zwei Jahren bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festungshaft nicht unter sechs Monaten ein.“
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/9&oldid=- (Version vom 14.3.2023)