Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7 | |
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auch von Wolff zurückziehen wollten. – Vors.: Es wird behauptet, daß Sie von Dr. Kornblum wirtschaftlich abhängig waren. – Angekl.: Das behauptet bis jetzt nur die Anklage. Wer Herrn Dr. Kornblum kennt, weiß, daß dies ganz unmögmöglich war. – Vors. Der Zeuge Moos hat Sie und Dr. Kornblum als „siamesische Zwillinge“ bezeichnet. – Angekl.: Mit viel größerem Recht würde man behaupten können, daß die Zeugen Moos, Moers und Dr. Kornblum ein Terzett aufgeführt hätten. – Vors.: Nun lassen Sie sich einmal über den Artikel im Tageblatt aus. – Angekl.: Dr. Kornblum ist eines Tages zu mir gekommen und hat allerlei Verdächtigungen über Wolff ausgesprengt. Er hat dies aber auch bezüglich anderer Personen getan; er hat sämtliche Rennstallbesitzer, die Mitglieder des Turfklubs u. a. in der schmutzigsten Weise verdächtigt, ebenso seine eigene Verwandtschaft. Bezüglich des Wolff hat er mir nur gesagt, ich soll einmal auf diesen achten und mich in den Kreisen der Buchmacher nach einem Mann erkundigen, der den Spitznamen „Oberförster“ trägt. Ich habe mit Herrn v. Schachtmeyer darüber gesprochen, und wir hatten beide beschlossen, auf Wolf möglichst acht zu geben. Inzwischen erschien aber plötzlich der Artikel im „Berliner Tageblatt“. – Angeklagter v. Schachtmeyer bestätigte diese Angaben v. Kaysers. – Oberstaatsanwalt Dr. Isenbiel stellte bezüglich des Angeklagten v. Kayser fest, daß er außer der Wohnung in der Werftstraße auch die Wohnung der Familie Vogt in der Lüneburger Straße bezahlt habe. Er rechnete dem Angeklagten vor, daß er 600 Mark monatliche reguläre Ausgaben hatte, die er mit regulären Einnahmen nicht decken konnte. – v. Kayser: Ich habe eben Schulden gemacht, das kommt doch aber auch hier nicht in Betracht. – Oberstaatsanwalt: Das ist für mich aber von allergrößter Wichtigkeit, ich will beweisen, daß der Angeklagte erheblich über seine Verhältnisse gelebt hat. Wie groß waren Ihre Spielverluste? – Angekl.: In der ganzen Periode 56 000 Mark. Seit der Gründung des Klubs
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/259&oldid=- (Version vom 31.8.2024)