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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

sie habe aber die Spielschulden stets anstandslos bezahlt. Ihr Sohn habe einmal 17 000 Mark und bald darauf 4000 Mark Erbschaftsbeträge erhalten. Außerdem habe er jährlich 3 bis 4000 Mark Unterhaltungsgelder bekommen. Sie habe ihm niemals das Versprechen, nicht mehr zu spielen, abgenommen. Ihr Sohn habe darauf rechnen können, daß sie ihm nochmals aus der Not helfen würde. – Vors.: Sie sollen ein sehr luxuriöses Leben geführt haben? – Angekl.: Das bestreite ich ganz entschieden; ich habe nicht übermäßig gelebt. Ich habe sehr fleißig gearbeitet, zumal ich vor dem Assessorexamen stand. In der letzten Zeit hatte ich viel Pech. Ich wurde sehr von den Gläubigern gedrängt. – Vors.: Sie haben ein Liebesverhältnis mit einem Fräulein Frida Vogt gehabt, das zweifellos viel Geld gekostet hat? – Angekl.: Keineswegs. Fräulein Vogt war Schauspielerin und verfügte selbst über einige Mittel. – Vors.: Sie haben dem Fräulein Vogt aber kostspielige Geschenke gemacht? – Angekl.: Das ist ein Irrtum. – Vors.: Sie haben der Dame doch einen Brillantring geschenkt? – Angekl.: Das ist allerdings richtig. – Vors.: Haben Sie sie denn nicht außerdem für ihre Liebesdienste entschädigt? – Angekl.: Nein. (Allgemeine Heiterkeit.) – Vors.: Von dem Angekl. v. Kröcher wird erzählt, daß er jährlich etwa 30 000 Mark ausgegeben hat. Sie waren mit v. Kröcher befreundet und haben wahrscheinlich einen ähnlichen Aufwand getrieben? – Angekl.: Keineswegs. Meine Ausgaben sind mit denen des Herrn v. Kröcher gar nicht zu vergleichen. Ich habe mit Frida Vogt einen ganz bescheidenen Hausstand geführt. – Vors.: Mit den Berliner Schneidern scheinen Sie aber nicht zufrieden gewesen zu sein. Ich finde hier eine Rechnung vom Schneider Ebenstein aus Wien. – Angekl.: Ebenstein hat hier eine Filiale. – Vors.: So, dann ist diese Sache aufgeklärt. (Heiterkeit.) Waren Sie nicht mit v. Kröcher sehr befreundet? – v. Kayser: Befreundet eigentlich nicht, erst später sind wir uns näher getreten. – Vors.: Es liegen aber Postkarten v. Kröcher

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/257&oldid=- (Version vom 31.8.2024)