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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

Wenn wir eine Anzahl anarchistischer Armeekorps hätten, dann stände ich eben nicht hier. (Große anhaltende Bewegung.) – Vors.: Was passieren dürfte, wenn anarchistische Armeekorps existieren würden, lassen Sie einmal beiseite, sondern halten Sie an der Tatsache fest, daß Sie eben hier vor dem Reichs-Gerichtshof stehen. Also, ich stelle wiederholt die Frage an Sie: bekennen Sie sich dem Inhalt der Anklage nach für schuldig? – Reinsdorf: Ich kann darauf nicht antworten. Ziehen Sie aus meinen Ausführungen Ihre Konsequenzen, ich stehe hier, um Ihre Entscheidung abzuwarten. – Vorsitzender: Dann ist Ihre Vernehmung erledigt. Ich will Sie bloß noch fragen: Was haben Sie zu Rupsch gesagt, als er Ihnen nach seiner Rückkunft über seine Taten Bericht erstattete? – Reinsdorf: Ich zuckte mit den Achseln, denn ich konnte ihn doch für seine Heldentaten nicht loben, tadeln wollte ich ihn aber auch nicht. – Rupsch bezeichnete es als Lüge, daß Reinsdorf gesagt: er solle den anderen von dem erhaltenen Auftrage keine Mitteilung machen. – Es wurde alsdann Landrichter Schäfer (Elberfeld) als Zeuge vernommen. Dieser, der mit Rupsch auf dem Niederwald und in Rüdesheim gewesen und die Untersuchung gegen Rupsch geführt hatte, bekundete: Rupsch habe in allen Dingen große Offenheit an den Tag gelegt und bei der Besichtigung des Niederwaldweges volle Sicherheit bewahrt. Nur in Rüdesheim wurde er etwas unsicher, da begann er plötzlich zu suchen. Förster Fleckner (Rüdesheim), Waldarbeiter Keßler (Preßburg bei Rüdesheim) und Katasterkontrolleur Karst (Rüdesheim) schilderten die Örtlichkeit des Weges zum Niederwald-Denkmal. Bei dieser Gelegenheit wurden die Bäume in Augenschein genommen, die behufs Anlegung eines Promenadenweges allerdings längst abgeschnitten worden sind. In diese Bäume hatte Rupsch Einschnitte gemacht, um die Zündschnur wiederzufinden. Rupsch gab als möglich zu, diese Einschnitte gemacht zu haben. – Fräulein

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/210&oldid=- (Version vom 21.7.2024)