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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

es, als hätten Sie die Vermittelung der Abonnementsgelder für die Expedition der „Freiheit“ übernommen, denn jedenfalls werden die Abonnementsgelder in Briefmarken gezahlt? – Rheinbach: Davon weiß ich nichts. – Vors.: Holzhauer, was verstanden Sie unter der Absendung von Marken? – Holzhauer: Dafür habe ich keine Erklärung. – Der Angeklagte Söhngen äußerte auf Befragen des Vorsitzenden: Ich bin unschuldig. Reinsdorf kannte ich nicht. Rupsch, den ich bei Holzhauer kennen lernte, klagte mir, daß er arbeitslos sei, und fragte mich, ob ich ihm Arbeit verschaffen könnte. Ich verneinte dies. Am 25. September morgens war Rupsch bei mir und ersuchte mich, ihm Geld zu geben, da er abreisen wolle. An demselben Abend kam ich zu Holzhauer, um dem Rupsch zu sagen, daß ich kein Geld habe. Töllner, Rheinbach und Küchler waren auch bei Holzhauer. Ich wurde von Holzhauer dringend aufgefordert, doch etwas Geld zu beschaffen. Ich holte 8 Mark, die ich dem Rupsch übergab. Als ich zurückkam, war die Rede von der bevorstehenden Enthüllungsfeier. Rupsch sagte: Dort könnte etwas passieren. Ich bemerkte: da wird sich wohl jeder hüten, denn dort wird sehr viel Polizei sein. Einige Tage darauf begegnete ich dem Rupsch zu meiner Verwunderung wieder, ich glaubte, er sei längst abgereist. Ich ging mit Rupsch in ein Bierlokal, und da sagte mir Rupsch: Er sei bei der Enthüllungsfeier des Niederwalddenkmals gewesen, dort sollte etwas passieren, es ist jedoch unterlassen worden. – Vors.: Stimmt das? sagte Rupsch, es ist unterlassen worden? – Söhngen: Genau weiß ich es nicht mehr, möglich ist es auch, daß er gesagt hat: „Es ist nicht zur Ausführung gekommen.“ Ich ging alsdann mit Rupsch zu Reinsdorf ins Krankenhaus. Reinsdorf, den ich unter den Namen Penzenbach kannte, sprach längere Zeit sehr leise mit Rupsch; ich konnte von dem Gespräch nichts verstehen. Reinsdorf gab mir schließlich 3 Mark. – Vors.: Wozu gab er Ihnen die 3 Mark? – Söhngen: Das weiß ich nicht.

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/204&oldid=- (Version vom 20.7.2024)