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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

sagte mir genau dasselbe: Er habe mich ausersehen, nach Rüdesheim zu reisen und dort mittels einer Dynamitexplosion den Kaiser usw. zu töten. Er gab mir nun genaue Anweisungen, in welcher Weise ich dies tun solle. Speziell sagte er mir: die Kriegervereine werden jedenfalls, wenn der kaiserliche Festzug sich vom und zum Denkmal bewegen werde, Spalier bilden. Es müsse deshalb ganz außerordentliche Vorsicht angewendet werden. Das Dynamit usw. werde mir gegeben werden. Sollte ich gefaßt werden, dann solle ich ja nicht sagen, woher ich das Dynamit habe. Ich solle überhaupt nichts gestehen. Wenn genügend Geld zusammenkomme, solle noch einer mit mir reisen. Es wurde nun in der Wohnung von Holzhauer gesammelt. Söhngen gab 8 Mark, Rheinbach 9 Mark 50 Pfg., Toellner 2 Mk. 50 Pf. Holzhauer veranlaßte mich noch, meinen Reisekoffer zu versetzen. Ich glaube, es kamen im ganzen etwa 30 Mark zusammen. Ich glaubte ganz bestimmt, allein zu reisen, denn einmal glaubte ich nicht, daß Palm soviel Geld geben werde und andererseits dachte ich nicht, daß Küchler mitreisen werde, denn seine Frau lag am Nervenfieber darnieder. Als jedoch Reinsdorf hörte, daß Palm 40 Mk. gegeben, veranlaßte er, daß Küchler mitreiste. Ich war willens, wenn ich allein reiste, das Dynamit in Rüdesheim irgendwo zu verbergen. Ich reiste jedoch mit Küchler am 27. September des Morgens nach Rüdesheim und kam mittags dort an. Wir suchten zunächst einen Weinausschank auf und begaben uns dann zum Denkmal. Es wurde noch immer daran gearbeitet. Wir wollten auf die Plattform treten, dies wurde uns jedoch nicht gestattet. Ganz in der Nähe des Denkmals stand eine Mauer. Küchler machte den Vorshlag, in diese Mauer das Dynamit zu legen. Ich sagte, nein, das ist mir doch zu gefährlich. Ich wollte nämlich das Attentat verhindern. Wir gingen weiter, da sah ich eine Drainage. Ich sagte, in diese Drainage wollen wir das Dynamit legen. Ich machte deshalb diesen Vorschlag, weil ich glaubte, dort

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/188&oldid=- (Version vom 20.7.2024)