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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

Menschen zweifellos getötet. – Alsdann wurde Rupsch vernommen. Vors.: Angeklagter Rupsch bekennen Sie sich schuldig, den Versuch gemacht zu haben, Se. Majestät den Deutschen Kaiser, den Deutschen Kronprinzen und die bei der Enthüllungsfeier des Niederwalddenkmals versammelten Fürsten zu töten? – Rupsch: Nein, ich bin unschuldig. Ich bin allerdings bei der Enthüllungsfeier des Niederwalddenkmals gewesen und Reinsdorf hat mich aufgefordert, das Dynamitattentat zu begehen, ich habe es aber nicht getan. – Vors.: Nun erzählen Sie einmal, wie Sie Sozialist und mit Reinsdorf bekannt geworden sind? – Rupsch: Ich bin weder Sozialist noch Anarchist; ich weiß gar nicht, was das bedeutet. Zum ersten Male habe ich gestern hier einigermaßen von Reinsdorf erfahren, was die Anarchisten bezwecken. – Vors.: Sie sind von Fellbecker entlassen worden, weil Sie ihm etwas entwendet hatten. Als Sie zur Rede gestellt wurden, antworteten Sie: „Eigentum ist Diebstahl!“ Erzählen Sie einmal, wie Sie mit den übrigen Angeklagten bekannt geworden sind? – Rupsch: Ich lernte eines Tages einen Schneider, namens Schütz, kennen; durch diesen wurde ich mit Holzhauer und schließlich mit allen anderen Angeklagten bekannt. Es wurde mir auch einmal von Holzhauer eine Broschüre, betitelt: „Die Entstehung des Sozialismus“, zum Lesen gegeben. Eine zweite Broschüre, die mir Holzhauer gab, die von Lassalle geschrieben war, las ich nur zum kleinen Teile, da sie zu langweilig war. Reinsdorf wurde August Penzenbach genannt. Am 23. September 1883 kam ich zu Küchler. Dieser sagte zu mir: Hast du schon mit August gesprochen? Nein, sagte ich. Küchler erwiderte: Da mußt du einmal hingehen, er hat dich ausersehen nach Rüdesheim zu fahren und dort bei der Enthüllungsfeier des Niederwald-Denkmals, am 28. September, eine Dynamitexplosion zu vollführen, um dadurch den Kaiser, den Kronprinzen und die deutschen Bundesfürsten zu töten. Ja, sagte ich. Ich ging zu Reinsdorf. Dieser

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/187&oldid=- (Version vom 20.7.2024)