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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

Dynamit enthalten war. Es war davon die Rede, daß das auf dem Markte in Elberfeld stehende Kriegerdenkmal in die Luft gesprengt werden solle. Ich sagte dem Bachmann, der von Reinsdorf zur Ausführung der Expedition bestimmt wurde: Wenn er erkennen sollte, daß Reinsdorf Polizeispion sei, so solle er ihm das Dynamit vor die Füße werfen. Ich sah, daß Reinsdorf dem Bachmann an jenem Abende des 3. September Geld gab; wieviel er gab und zu welchem Zwecke dies geschah, weiß ich nicht. – Vors.: Nun, Reinsdorf, was sagen Sie dazu, daß Sie von London Geld erhalten haben? Sie haben schon gesagt: Sie hätten Geld von einem Freunde erhalten, es ist doch aber sehr eigentümlich, daß beide Male Knauerhase der Absender war, ein Mann, der die „Freiheit“ vertrieb und als hervorragender Anarchist bekannt war. Es liegt doch infolgedessen nahe, daß Sie das Geld zu propagandistischen Zwecken erhalten haben? – Reinsdorf: Wenn an Palm Geld aus London für mich gekommen ist, dann hat er es mir unterschlagen, denn ich habe kein Geld erhalten. – Vors.: Wie kam Knauerhase dazu, an Palm Geld zu senden? – Reinsdorf: Das kann ich ja nicht wissen, vielleicht geschah dies behufs Vertreibung der „Freiheit“. – Auf weiteres Befragen des Vorsitzenden bestritt Reinsdorf alle Angaben des Palm. Er sagte: Wenn die Angaben verschiedener Zeugen so genau übereinstimmen, so sei das sehr erklärlich: die Vorgänge waren im August 1883 und ich wurde am 11. Januar 1884 verhaftet. In der Zwischenzeit hatten die Zeugen ja Zeit genug, sich zu besprechen. Ich richte an den Zeugen die Frage: woher er das Geld zum Mieten eines großen Hauses in Elberfeld gehabt hat, da er bekanntlich vollständig mittellos ist? – Zeuge: Ich hatte stets Arbeit und erhielt auch zu jener Zeit 700 Mark von meiner Schwiegermutter. Ich mietete mir deshalb ein Häuschen in der Vorstadt von Elberfeld, das mit einem kleinen Garten verbunden ist. Ich habe eine große Familie und infolgedessen eine große Wohnung

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/182&oldid=- (Version vom 19.7.2024)