Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7 | |
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noch 15 Mark, wozu gab Ihnen Reinsdorf die 5 Mark? – B.: Zur Abreise. – Vors.: Auf mich macht die ganze Geschichte den Eindruck, als hätten Sie die Explosion bloß vollführt, weil Sie von Reinsdorf dafür bezahlt wurden? – B.: Nein. Auf weiteres Befragen sagte Bachmann: Ein Mitgefangener habe zu ihm geäußert: er solle nur immer tüchtig lügen; Reinsdorf habe ihm (dem Gefangenen) gesagt: er lüge immer. – Es wurde alsdann Reinsdorf vernommen. Er erklärte auf Befragen des Vorsitzenden: Ich bin wohl mit Bachmann einige Male bei Weidenmüller und Holzhauer zusammengetroffen. Ich bin Anarchist, daraus habe ich niemals ein Hehl gemacht. Wenn man mit Sozialdemokraten zusammenkommt, da liegt es nahe, daß man über den Unterschied, der zwischen der Sozialdemokratie und den Anarchisten besteht, sich unterhält. Dies habe ich bei Weidenmüller und Holzhauer getan, zu der von Bachmann verübten Explosion habe ich ihn jedoch nicht aufgeredet; wenn Bachmann dies behauptet, dann ist ihm das jedenfalls, um mich zu schädigen, von irgendeiner Seite eingegeben worden – Vors.: Ehe ich weiter gehe, erzählen Sie einmal mit kurzen Worten Ihren Lebenslauf. – Reinsdorf: Nachdem ich in meiner Vaterstadt Pegau die Schule besucht, erlernte ich das Schriftsetzerhandwerk und sofort, nachdem ich ausgelernt hatte, begab ich mich (1867) auf die Wanderschaft. Ich arbeitete in den verschiedensten Städten, in Frankfurt a. M., Naumburg, Stettin, Berlin, Hannover, Mannheim, Freiburg i. Breisgau, und ging dann schließlich 1870 in die Schweiz. Dort arbeitete ich als Schriftsetzer in Genf. Da in diesem Orte viele politische Flüchtlinge waren, so herrschte daselbst ein sehr reges politisches Leben. Ich besuchte die dortigen Arbeiterversammlungen und wurde zunächst Sozialdemokrat. Das Vorgehen der Sozialdemokraten gefiel mir jedoch nicht, ich wurde sehr bald Anarchist. Von Genf ging ich nach Paris, von dort nach London, Brüssel und schließlich nach Leipzig. Hier
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/173&oldid=- (Version vom 18.7.2024)