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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

wird. Sollte dies der Fall sein, dann ist unser Platz nicht mehr in London oder Paris, sondern wir müssen alle, die wir es mit unserer gerechten Sache ernst nehmen, nach Deutschland, oder besser nach Österreich, um das Volk aufzuhetzen und einen Versuch zu machen.“ Rimke und Grün waren beide mit gefälschten Legitimationspapieren, Rezepten zur Anfertigung von Explosionsstoffen, chemischem Schreibmaterial, Geheimschriften und Waffen versehen. Grün hat sich später entleibt und eine Art Aufruf hinterlassen, in welchem er vorgab, für die Prinzipien der Anarchisten und Kommunisten zu sterben. Laut einer Notiz im „Sozialdemokrat“ war Reinsdorf bereits einmal im Jahre 1880 von Most nach Deutschland entsendet, um dort ein Attentat in Szene zu setzen. Die letzte Zeit hielt sich Reinsdorf in Hamburg auf. Dort klagte er einem befreundeten Schriftsetzer über die Erbärmlichkeit von Land und Leuten und sprach die Absicht aus, auszuwandern. Er erkrankte jedoch sehr bald und mußte bis zum 9. Januar 1884 in einem Hamburger Krankenhause Zuflucht suchen. In Elberfeld hielt sich Reinsdorf vom März bis Oktober 1883 auf. – Küchler hieß mit Vornamen Emil. Er war am 9. November 1844 zu Krefeld geboren, verheiratet und unbestraft. Er soll in sehr unzulänglicher Weise für seine Familie gesorgt haben, so daß diese oftmals darben mußte. – Rupsch, mit Vornamen Franz, Reinhold, war am 19. März 1863 zu Rothavitz, Kreis Naumburg a. S., geboren. Er war der Sohn anständiger Bauersleute. Sein Lehrherr gab ihm das Zeugnis eines mehr täppischen und unbeholfenen als leidenschaftlichen Menschen. – Zunächst wurde der Angeklagte Bachmann vernommen. Dieser, am 4. Dezember 1859 in Triptis, Sachsen-Weimar, geboren, war ein hagerer, kleiner Mensch. Er äußerte auf Befragen des Vorsitzenden: Ich habe wohl die Explosion in dem Willemsenschen Lokal in Elberfeld ausgeführt, ich hatte jedoch nicht die Absicht, Menschen dadurch zu töten. – Vors.: Wie haben Sie das gemacht? – B.: Ich habe zwei

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/169&oldid=- (Version vom 18.7.2024)