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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

Küchler in aller Frühe wieder in die Nähe des Denkmals. Es war geplant, sobald der kaiserliche Wagen herannahe, die Zündschnur mit einer brennenden Zigarre in Brand zu setzen und somit das Dynamit zur Explosion zu bringen. Allein es hatte am Tage vorher und auch die ganze Nacht unaufhörlich heftig geregnet. Die Zündschnur war infolgedessen vollständig durchweicht. Die Attentäter waren, als sie die Zündschnur angezündet hatten, eiligst davongelaufen. Sie erwarteten einen furchtbaren Knall. Aber Sie vernahmen nur Hurrarufe und Trompetengeschmetter. Aus Årger über das Fehlschlagen ihres Planes unternahmen sie nachmittags den Versuch, die am rechten Rheinufer bei Rüdesheim belegene große Festhalle, woselbst Konzert stattfand, in die Luft zu sprengen. Die Explosion sollte abends erfolgen, sobald die Festhalle von Menschen angefüllt war. Allein es erlitten nur einzelne Teile der Festhalle eine Beschädigung, und zwei Leute fielen infolge des heftigen Knalls vor Schreck in Ohnmacht. Rupsch und Küchler reisten noch am Abend nach Elberfeld zurück. Von dem beabsichtigten Attentate hatte niemand eine Ahnung. Am zweiten Weihnachtsfeiertag 1883 fand eine von Elberfelder und Barmer Arbeitern veranstaltete Festlichkeit statt, die einen großen Überschuß ergab. Als am 27. Dezember 1883 die Festkommission Rechnung legte, bat der anwesende Rupsch, ihm und Küchler von dem Überschuß die Auslagen für die im September unternommene Reise nach Rüdesheim zu erstatten, da die damalige Geldsammlung bei weitem nicht gelangt habe und er genötigt gewesen sei, seinen Reisekoffer zu versetzen, den er bis dahin noch nicht einlösen konnte. Ob dem Rupsch die zehn Mark gegeben wurden, ist mir nicht erinnerlich. Jedenfalls muß in dieser Sitzung ein Verräter zugegen gewesen sein, denn wenige Tage darauf wurden Rupsch und Küchler, und sehr bald darauf auch Reinsdorf, der sich zurzeit in Hamburg befand, verhaftet. Kurze Zeit darauf wurden noch Webergeselle Bachmann, Färbergeselle Söhngen, Bandwirker

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/162&oldid=- (Version vom 16.7.2024)