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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

obduziert wurde, saß ich in Gesellschaft mit Behrendt und noch mehreren anderen Leuten in dem Stenzelschen Gasthof. Behrendt blickte unaufhörlich unstät an die Ausgangstür und erschrak jedesmal, sobald die Tür geöffnet wurde. Als ich ihn aufforderte, sich mit mir gemeinschaftlich die Leiche anzusehen, antwortete er: Nein, so etwas kann ich nicht sehen. Ganz besonders erschrak auch Behrendt, als gesagt wurde, die Ärzte hätten behauptet: der Mord sei ein derartiger, daß nur ein Arzt oder ein Fleischer ihn begangen haben könne. — Amtsdiener Glitsch: Auch auf ihn habe es den Eindruck gemacht, als hätte Behrendt nach dem Morde ein ganz verändertes Wesen zur Schau getragen. Auch habe er wahrgenommen, daß Behrendt sehr erschrak, als erzählt wurde: die Ärzte hätten gesagt, den Mord könne nur ein Arzt oder ein Fleischer begangen haben. Bei Stenzel habe man sich unterhalten, wo wohl die Oberschenkel geblieben sein können. Dabei wurde gesagt: Die Oberschenkel brauchen die Juden, um ihre Sünden abzubüßen. — Frau Gutsbesitzer Kegel: Als ich den Behrendt einige Tage nach dem Morde fragte, ob er das von mir gekaufte Rind koscher schlachten lassen werde, fuhr er in solcher Wut auf, daß ich erschrak, und rief laut: „Nein, ich lasse niemals mehr koscher schlachten, ich will mit Juden nichts mehr zu tun haben.‘“ — Brennereibesitzer Bennerwitz: Behrendt kaufte bei mir einige Zeit nach dem Morde ein Schwein. Als Behrendt sagte: Das Schwein wird sich gut schlachten lassen, sagte ich ihm: „Schlachten Sie nur immer Schweine, aber nicht Menschen.“ Ich wußte, daß Behrendt damals bereits unter dem Verdacht des Mordes stand. Behrendt erschrak und wurde leichenblaß, ohne irgend etwas zu antworten. — Ölgasbrenner Wohlgemuth, der bekundet hatte: ein nicht zu ermittelnder Arbeiter, namens Salewski, habe ihm erzählt: er (Salewski) habe am fraglichen Morgen den Behrendt mit einem Sacke auf dem Rücken getroffen, aus dem ein Menschenkopf hervorgeschaut,

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/115&oldid=- (Version vom 9.4.2023)