Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 4 (1911).djvu/85

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

schloß sich der Bekundung des Vorzeugen an. Die Sache sollte in Kattowitz passiert sein. Er und Landrichter Franz wunderten sich daher, daß Zeugen aus Kopenhagen vorgeschlagen wurden. Der Vorsitzende sei für die Vernehmung der Kopenhagener Zeugen gewesen, er und Landrichter Franz als Beisitzende haben die Vernehmung abgelehnt, da der Antrag anscheinend gestellt worden sei, um eine Verschleppung herbeizuführen, zumal nicht behauptet worden sei, die Kopenhagener Zeugen seien z. Z. in Kattowitz gewesen. Er habe sich gesagt: man müsse bei dem Kläger Wagner ganz besonders vorsichtig sein. – Stat.-Assist. Cloer bekundete zeugeneidlich: Seine Frau betreibe Geldgeschäfte und habe auch dem Landgerichtsrat Blumenberg Geld geliehen, bezw. Wechsel diskontiert. Soweit ihm erinnerlich, habe Landgerichtsrat Blumenberg seiner Frau über einen Zivilprozeß Wagner wider Schindler einen Brief geschrieben. Mit diesem sei seine Frau zu Wagner gegangen. – Rechtsanwalt Dr. Färber bekundete als Zeuge: Wagner sei in dem Prozeß, in dem dessen Mandatar den Antrag auf Vernehmung von Kopenhagener Zeugen gestellt habe, nicht zugegen gewesen. Frau Cloer bestätigte, mit der Unterschrift Bl. einen Brief von Landgerichtsrat Blumenberg erhalten zu haben. In dem Briefe, den der Vorsitzende verlas, hieß es: „Der Antrag auf Vernehmung der Kopenhagener Zeugen ist vom Gericht abgelehnt worden, da der Anwalt den Antrag ungenügend begründet hat. Sagen Sie Wagner: er solle sich das nicht gefallen lassen, er könne sonst den Prozeß verlieren. Ich hoffe, morgen von Ihnen Geld zu bekommen, ich habe keines mehr, morgen nachmittag bin ich zu Hause.“ – Frau Cloer bekundete auf Befragen des Vorsitzenden: Derartige Briefe habe Blumenberg oftmals an sie geschrieben. Sie habe ihm etwa 20 000 Mark gegen Wechsel besorgt. Sie sei vermögenslos, habe aber das Geld dem Landgerichtsrat von Kattowitzer Kaufleuten gegen Provision verschafft. –

Empfohlene Zitierweise:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/85&oldid=- (Version vom 19.11.2023)