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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

Dirnen diesen Zuhältern so lange zu, bis sie das Arbeiten einstellen. Die Dirnen wollen eben den Mann vollständig besitzen, und ihn auch vollständig unterhalten.“ Als ich dem Berger den Korb zeigte, sagte er: solchen Korb hat allerdings die Liebetruth gehabt. Da aber in dem Korb Blutspuren sind, so kann es nicht der Korb der Liebetruth sein. Ich sagte zu Berger: Nehmen Sie an, es wäre doch der Korb der Liebetruth und anstatt Ihrer stände ein anderer Mann unter dem Verdacht des Mordes, würden Sie alsdann nicht sagen: Das ist der Mörder? Darüber kann ich nichts sagen, versetzte Berger, es kann der Korb der Liebetruth nicht sein, denn ich habe den Mord nicht begangen. – Der Angeklagte gab diese Bekundung im wesentlichen als richtig zu. – In der vorletzten Sitzung wurde der Obermeister der Berliner Korbmacherinnung Scheffer als Sachverständiger vernommen. Dieser begutachtete: Ein alter schon etwas wackliger Korb wird im Wasser etwas fester. Der eingedrückte Deckel wird jedoch, dadurch daß er ins Wasser gelegt wird, nicht wieder gerade. Man sieht auch heute noch eine gewisse Einsenkung des Deckels an dem aufgefundenen Korbe. Die geringste Veränderung, die man an einem Korbe vornimmt, kann dahin führen, daß der Laie sein Eigentum nicht mehr wiedererkennen kann. Es kommt nicht selten vor, daß eine Dame, die einen Korb zur Reparatur gebracht hat, sagt: Da ist ja mein Korb. Dabei weist die Dame auf einen ganz neuen Korb. Solche Körbe die zu den Massenartikeln gehören, werden nicht in Berlin, sondern außerhalb, zumeist in Fürstenberg, Provinz Brandenburg angefertigt. – Der Verteidiger wies darauf einen ganz ähnlichen Korb vor, den er bei Wertheim in der Rosentalerstraße gekauft habe. Er berufe sich unter Umständen auf das Zeugnis des Herrn Wertheim, der bekunden werde, daß in seinem Geschäft jährlich etwa 4000 solcher Körbe verkauft werden. – Es wurden alsdann die chemischen Sachverständigen vernommen. Auf dem Zeugentisch waren die Kleider des ermordeten

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/62&oldid=- (Version vom 1.8.2018)