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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

mit einem Hunde auf dem Hofe spielte. Ob dies Berger war, könne er nicht sagen. – Hausverwalter Möbius: Er sei Hausverwalter des Hauses Ackerstraße 130. Das Haus sei nachts stets verschlossen. In dem Hause wohnen 106 Mieter, es sei daher schon möglich, daß hin und wieder die Haustür offen gelassen worden sei. Es seien ihm aber Fälle bekannt, in denen Hausbewohner, die keinen Hausschlüssel hatten, lange Zeit auf den Nachtwächter warten mußten. – Instrumentenmacher Bollert: Er kenne Berger seit 16 Jahren. Der Vater der Liebetruth habe ihm einmal geklagt, daß Berger seine Tochter auf die Bahn des Lasters gedrängt habe und sich nun von seiner Tochter ernähren lasse. Er habe deshalb Berger energisch zur Rede gestellt. – Berger bemerkte: Bollert habe ihn damals in sehr heftiger Weise vor die Brust gestoßen. – Bollert bekundete noch auf Befragen: Am Tage vor dem Morde habe er an der Ecke der Bernauer- und Ackerstraße Berger mit einem kleinen, etwa 11jährigen Mädchen stehen sehen: wer das Kind war, könne er nicht sagen, die ermordete Lucie habe er nicht gekannt. – Restaurateur Weber: Am Tage nach dem Morde, den 10. Juni, sei Berger in seinem Lokal gewesen und habe sich über das Verschwinden der kleinen Lucie in durchaus unverdächtiger Weise geäußert. – Kriminalschutzmann Siegel: Er sei Sittenpolizeibeamter. Er sei am 11. Juni in der Liebetruthschen Wohnung gewesen. Die Liebetruth habe den Lenz verdächtigt. Letzterer sei ein pervers veranlagter Mann, dem die Tat zuzutrauen sei. Berger unterbrach schließlich die Liebetruth mit dem Bemerken: „Hör schon einmal auf mit den Verdächtigungen, man macht sich dadurch bloß Feindschaft.“ – Kriminalschutzmann Ball bekundete über die von ihm in der Liebetruthschen Wohnung vorgenommene Haussuchung. Er habe einen Anzug, Wäsche und Bindfaden gefunden, der genau so aussah, wie der, mit dem die aufgefundenen Leichenteile verschnürt waren. Er habe im Seitenflügel des Hauses Ackerstraße 130 Nachforschungen gehalten,

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/52&oldid=- (Version vom 1.8.2018)