Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 4 (1911).djvu/216

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

Gingold-Stärk im Auswärtigen Amt gesagt hat. Stärk ist auf dem Auswärtigen Amt erschienen, um angeblich für das „Berl. Tageblatt“ Informationen zu holen. Er ist von Anfang an mit etwas Mißtrauen behandelt worden, weil sein Auftreten nicht ein derartig zurückhaltendes war, wie man es bei einem ersten Besuche verlangen konnte. Er ist deshalb nicht empfangen worden. Der Herr meldete sich nach einigen Wochen wieder und ich entschloß mich, einen Beamten zu beauftragen, den Herrn doch einmal zu empfangen, um zu wissen, was er wünsche. Der Beamte hatte denselben ungünstigen Eindruck. Ich habe dann Dr. Levysohn bitten lassen, wenn er Informationen von mir wünsche, mir doch einen mir bekannten Herrn zu senden. Es war der dringende Verdacht aufgetaucht, daß Herr Stärk dem Auswärtigen Amt eine Falle stellen wollte und ein Abgesandter des Herrn v. Tausch war. Dieser Verdacht wurde noch bestätigt durch Mitteilungen, die wir von Herrn Direktor Dr. Mantler erhielten, ferner durch Mitteilungen des Dr. Runge vom Wolffschen Telegraphenbureau. Letzterer hatte sich über die Person des Herrn Stärk bei Herrn v. Tausch erkundigt und dabei die glänzendste Auskunft erhalten: er sei ein konservativer Herr, der volles Vertrauen verdiene usw. An einer Fußnote war von Herrn v. Tausch sogar bemerkt: „Geeignet auch zu großen politischen Aktionen.“ Dadurch war für mich der Ring geschlossen, daß Herr Stärk ein Vertrauensmann des Herrn v. Tausch war. – Vors.: Ich will Herrn Dr. Levysohn Gelegenheit geben, sich zu äußern: Haben Sie von den Beziehungen des Herrn Stärk zu Herrn v. Tausch etwas gewußt? – Zeuge: Nicht das geringste. Ich habe nicht ein Sterbenswort davon gewußt, nicht die leiseste Ahnung davon gehabt. Was die anonyme Karte betrifft, so habe ich die natürlich dem Herrn Staatssekretär nicht in der Absicht zugestellt, ihm eine Falle zu stellen, sondern ganz im Gegenteil. – Vors.: Das hat auch niemand vermutet. – Auf jede weitere Beweisaufnahme

Empfohlene Zitierweise:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/216&oldid=- (Version vom 11.11.2023)