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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

Glatzel: Wenn ich aber beweisen will, daß gerade für eine monarchisch gesinnte, loyale Zeitung alle Veranlassung vorlag, immer wieder darauf hinzuweisen, daß der Verdacht, es bestehe eine offiziöse Preßwirtschaft, nicht beseitigt sei, so ist doch die Vernehmung der von mir vorgeschlagenen Zeugen erforderlich. – Der Gerichtshof behielt sich die Beschlußfassung über den Antrag des Verteidigers vor. – Unter allgemeiner Spannung wurde darauf der Botschafter des Deutschen Reiches am Kaiserlichen Hofe zu Wien, Graf Philipp zu Eulenburg als Zeuge in den Saal gerufen. – Auf Antrag des Oberstaatsanwalts forderte der Vorsitzende den Kriminalkommissar v. Tausch auf, während der Vernehmung des Botschafters den Saal zu verlassen. Graf Philipp Eulenburg bekundete: Ich kenne den Kriminalkommissar v. Tausch von Abbazia her; er befand sich dort in dienstlicher Funktion. Ich war in: Abbazia als Vertreter des Auswärtigen Amts. Ich bin daselbst Herrn v. Tausch oftmals begegnet; er war von sehr freundlichem Wesen, ich habe ihm dies freundliche Wesen erwidert. Das war im Frühjahr 1894. Seitdem habe ich ihn nur selten gesehen. Ich glaube, ich sah Herrn v. Tausch erst wieder bei der Anwesenheit des Kaisers von Österreich in Stettin und noch einmal bei einer anderen ähnlichen Gelegenheit. Kriminalkommissar v. Tausch spielte in meinem Leben eine so wenig hervorragende Rolle, daß ich mich nicht erinnern kann, wo ich ihn zum letzten Male gesehen habe. Das letzte Lebenszeichen von ihm war ein Brief, den ich im Oktober d. Js. nach Liebenberg erhielt. Dieser Brief enthielt einen Zeitungsartikel, der sich mit der Fälschung des Zarentoastes beschäftigte. Herr v. Tausch fragte mich in dem Briefe, ob er mich sprechen könnte, er habe mir in bezug auf diesen Artikel interessante Mitteilungen zu machen. Da ich Herrn v. Tausch als fleißigen und tüchtigen Beamten kannte, habe ich ihm in freundschaftlicher Weise geantwortet, daß er mich vielleicht in Berlin würde

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/203&oldid=- (Version vom 10.11.2023)