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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

die Namen der Herren zu erwähnen. Wer die Idee zu diesem Vorgehen gegeben, könne er nicht sagen. Die ganze Sache sollte gewissermaßen eine Maske, ein Kniff sein, um daraufhin bequemer Recherchen anknüpfen zu können. Am folgenden Morgen sei der Brief bereits im Besitze des Kriegsministers gewesen. Ihm, Zeugen, sei dann später die angeblich von Kukutsch unterschriebene Quittung über 50 Mark gezeigt worden, er habe aber an der Echtheit der Unterschrift gezweifelt. Daß Herr v. Tausch bei dieser Fälschung seine Hand im Spiele gehabt, traue er ihm nicht zu. Den Brief wollte Herr v. Tausch durch eine andere Person schreiben lassen. – Redakteur Dr. Holländer bestätigte zeugeneidlich die Behauptung des Angeklagten Dr. Plötz, daß v. Lützow zur Aufnahme des Eulenburg-Artikels und des zweiten Artikels gedrängt und dann mit den Worten gedroht habe: „Sie dürfen mich nicht im Stiche lassen, sonst werde ich einen Hexentanz heraufbeschwören, daß Ihnen angst und bange wird; Sie ahnen nicht, welche Mittel mir zu Gebote stehen.“ – Der Zeuge wurde vom Vorsitzenden wiederholt darüber befragt, ob er es mit journalistischem Anstande für vereinbar halte, daß eine Zeitung aus geschäftlichen oder sonstigen Gründen solche, schwere Beleidigungen enthaltende Sensationsnachrichten veröffentlicht. Dr. Holländer wies darauf hin, daß Herr v. Lützow den Inhalt des Artikels wiederholt als richtig versichert und später gesagt habe: Herr v. Marschall habe sich vor Freude über den ersten Artikel den Bauch vor Lachen gehalten. – Der Vorsitzende erklärte dem Zeugen, daß seine Ansicht über journalistischen Anstand doch sehr wunderbar sei. Er halte es für eine Preßmißwirtschaft, daß ein Zeitungsorgan sich mit aller Freude solcher ganz ins Blaue hinein geschriebenen Sensationsnachrichten bemächtige und gar keine Anstalten treffe, die Wahrheit zu kontrollieren, bloß um der erste mit der Nachricht zu sein. – Der Zeuge erwiderte: Wenn der Artikel sich nicht bewahrheitete, so konnte er

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/200&oldid=- (Version vom 10.11.2023)