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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

vom Wolffschen Telegraphenbureau ausgehen könne. Letzteres hat dann auch bald darauf ein Dementi gebracht. Eines Tages erhielt ich einen Brief des Herrn Dr. Plötz mit Anfragen über die Wahrheit oder Unwahrheit der Mitteilungen. Dr. Plötz wurde von Herrn Dr. Hammann empfangen, und dieser ließ dem Dr. Plötz keinen Zweifel darüber, daß alles Schwindel sei. Dr. Plötz wurde gesagt, daß, wenn alles Schwindel sei, er doch kein Interesse haben könne, den Namen des Verfassers zu verschweigen. Daraufhin ist der Name des Herrn v. Lützow genannt worden. Ich erkundigte mich, weß Geistes Kind Herr v. Lützow sei, und erfuhr, daß dieser in Journalistenkreisen in dem Rufe stehe, ein Agent der politischen Polizei zu sein. Ich weiß, daß die Mitteilungen dieser Personen häufig am giftigsten wirken, denn diese Personen maßen sich oft eine gewisse Autorität an, die sie nicht besitzen, sie flüstern sich die Dinge von Ohr zu Ohr, und sie sind unfaßbar. Ich bat um den Besuch des Polizeipräsidenten; letzterer sagte mir bei der Unterredung: Herr v. Tausch habe ihm auch die Meldung gemacht, daß dieser Artikel aus dem Auswärtigen Amte stamme. Ich erwiderte, daß es für mich doch von großer Tragweite sei, wenn ein Beamter der Polizei seinem Vorgesetzten mitteile, eine begangene Infamie stamme aus einem Amte, dem ich vorstehe. Ich ersuchte um Ermittelung, ob etwa Herr von Lützow dahinter stecke; der Polizeipräsident bestätigte mir dies schon nach einiger Zeit, und ich fand meine Vermutung gleichfalls bestätigt, daß v. Lützow im Dienste der politischen Polizei stehe. Der Minister des Innern hat mir später das betreffende Aktenstück des Herrn v. Tausch zur Verfügung gestellt. Bei den Unterredungen mit diesem ergab sich der Eindruck, daß Herr v. Tausch alle Schuld auf Leckert wälzen und v. Lützow möglichst exkulpieren wollte. Ich erwiderte: Da einer von beiden sich die Mitteilung einfach aus den Fingern gesogen haben muß, so ist es nicht einzusehen, warum gerade Leckert dies getan haben muß. Ich habe später Herrn Dr. Hammann

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/163&oldid=- (Version vom 5.11.2023)