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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 3

Überschwenglichkeit des Gefühls zeugten. In jenem Alter erlebte er einen schweren Unfall. Er fiel in die Wolga, wobei er sich den Kopf aufschlug, und wurde nur mit Mühe gerettet. Nach diesem Ereignis hatte er fortwährend unter schweren Kopfschmerzen zu leiden. Sein Temperament änderte sich, und der früher so zugängliche Knabe zeigte ein verschlossenes, düsteres Wesen. Er ging dann nach Moskau und erlebte dort abermals einen Sturz, bei dem er sich wiederum eine Kopfverletzung zuzog. Er wurde nun vollkommen melancholisch. Zu jener Zeit war es, wo seine Freunde hypnotische Experimente mit ihm vornahmen, bei denen er sich als ein außerordentlich geeignetes Medium erwies. Unter anderem befahlen sie ihm, er solle die ganze Summe von zweihundert Rubeln, die ihm von seinem Vater gesandt worden war, für Blumen ausgeben und dann alle diese Blumen nach einem bestimmten Zimmer bringen lassen. Naumow führte den Befehl pünktlich aus. Während der Vernehmung dieser Zeugin wurde Naumow von einer Ohnmacht befallen und mußte aus dem Saal gebracht werden. In der Nachmittagssitzung wurde der russische Regierungsingenieur Alexis Chaffalowitsch vernommen. Dieser, ein Jugendfreund von Naumow, entwarf von seinem Charakter ein im ganzen nicht unsympathisches Bild. Er bestätigte die Bekundung der Zeugin Achmatowa in allen Einzelheiten. Das Leben Naumows teilte er in drei Perioden ein: Die fröhliche Kinderzeit bis zum zwölften Jahre, sodann eine Anzahl unglücklicher Erlebnisse, bis er ein junger Mann von 16 Jahren geworden war. Um diese Zeit fing er an, an den Frauen Gefallen zu finden. Er war dabei in der Liebe so absurd, daß seine Leidenschaft desto toller wurde, je schlimmer ihm die angebetete Dame mißhandelte. Eine junge Dame amüsierte sich zum Beispiel damit, Naumow wie einen Hund hinter ihrer Equipage herlaufen zu lassen. Naumow liebte diese Dame genau solange, wie sie ihn quälte. Als die Dame schließlich mit dem Quälen

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 3. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_3_(1911).djvu/47&oldid=- (Version vom 31.12.2022)