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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 3

mich auf; meine Zellengenossen retteten mich. Von dem einen von ihnen, dem Photographen Bergmann, der seiner Freilassung entgegensah, erbat ich Zyankalium. Ich erhielt es nicht. Es ist nicht wahr, daß das gefälschte Telegramm mit Komarowskis Unterschrift von mir ersonnen worden wäre. Ich kannte Naumow nicht und konnte die Wirkung des Telegramms auf ihn gar nicht ermessen; aber die Gräfin konnte es. Sie sagte auch schon vorher immer zu mir: „Naumow ist bereit, er ist bereit, nur du hast Bedenken.“ Vors.: Die Tarnowska will von Ihnen zwei Briefe empfangen haben, in denen Sie sagten, es sei töricht, Komarowski zu heiraten, ohne sich ökonomisch zu sichern. Prilukow: Ich weiß nichts von diesen Briefen. Tarnowska: Ich schwöre, daß er mir die beiden Briefe mit diesem Inhalt gesandt hat. Prilukow: Die Gräfin hat mich einmal um meinen Rat über diese Dinge gefragt, weil Stahl eine Lebensversicherung aufnehmen sollte. Tarnowska: All das sagt Prilukow nur, um die ganze Schuld auf mich abzuwälzen. – Prilukow: Sie wußte sehr wohl mit Versicherungen Bescheid. Sie sagte mir, Stahl sei mit fürchterlichen Absichten gekommen. Er wolle ihren Gatten töten und die Versicherung abschließen. Sie beauftragte mich auch während der Reise, eine Gesellschaft zu finden, die so schnell als möglich eine Versicherung abschließe. – Vors.: Sie haben gesagt, die Gräfin habe angefangen, Widerwillen gegen Komarowski zu äußern, nachdem sie bemerkt hatte, daß sie Sie nicht zum Selbstmord bringen und dadurch die 55 000 Rubel Ihrer Versicherung einheimsen konnte? – Prilukow: Das ist wahr. – Tarnowska: Ich habe nie gesagt, daß ich Komarowski hasse; nie habe ich Prilukow zum Selbstmord gedrängt, und er hat auch nie einen Selbstmordversuch gemacht. – Vors.: Prilukow, Sie sagten, die Tarnowska suchte Sie allmählich zu der Mordtat zu treiben. Wie stellte sie das an? – Prilukow: Ganz allmählich, mit zahllosen kleinen Mitteln der Aufreizung. Im Garten des Lido sagte sie zu mir: „Befreie

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 3. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_3_(1911).djvu/45&oldid=- (Version vom 31.12.2022)