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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 3

Beide blieben bei ihren Aussagen. Der Vorsitzende fragte Frau Wiwiorra, ob ihr das nicht alles bloß eingeredet worden sei. Die Zeugin verneinte dies. – Fräulein Rosa Meyer: Der Ausverkauf im Meyerschen Laden sei am 10. Januar beendet gewesen. Die nicht verkauften Warenbestände wurden am Dienstag nach der Wohnung geschafft. Ernst Winter sei ihr einmal von ihrer Schwester gezeigt worden. Daß im Laden bei irgend einem Gespräche in ihrer Gegenwart einmal von Ernst Winter gesprochen wurde, müsse sie entschieden bestreiten. Frau Wiwiorra wiederholte ihre Behauptungen. – Kaufmann Matheus Meyer: Er habe Ernst Winter nicht gekannt. Erst nach dem Morde habe ihm eine seiner Töchter erzählt, daß sie Winter einmal gesehen habe. Die Angaben der Frau Wiwiorra seien unwahr. Daß zuweilen Leute zu ihm kamen um für irgend einen Zweck Beiträge zu holen, sei selbstverständlich. – Es erschien darauf als Zeugin Frau Borchardt. – Vors.: Ist der Name Winter einmal in Ihrer Gegenwart im Meyerschen Laden genannt worden? – Zeugin: Nein. – Vors.: Nein? – Zeugin: Ja. – Vors.: Ja? – Zeugin: Nein, – Vors.: Also nein? – Was haben Sie sonst gehört? – Zeugin: Einmal hörte ich im Meyerschen Laden eine Tochter sagen: Papa, du sollst nicht unterschreiben, das ist Mord. Welche Tochter das gewesen ist, kann ich nicht sagen. – Rosa Meyer erklärte, daß sie zuweilen auch bei geringfügigen Anlässen die Redensart gebraucht habe: Das ist ja mehr wie Mord. In einem solchen Zusammenhang wie Frau Borchardt erzähle, sei das aber nicht geschehen. – Frau Borchardt: Nach dem Morde sei ihr das Gespräch eingefallen, sie sei auf Anraten zur Polizei gegangen. Da sie aber das Datum nicht gewußt, habe der Beamte gesagt, dann wissen Sie wohl überhaupt nichts; sie habe darauf nein geantwortet und danach habe sie der Beamte überhaupt nicht mehr gefragt. – Kriminalkommissar Wehn: Ich habe die Frau, nachdem sie vernommen war, gefragt: Ist Ihre Aussage wahr

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 3. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_3_(1911).djvu/109&oldid=- (Version vom 8.2.2023)