Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 3 (1911).djvu/104

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 3

Glück. – Besitzer Hellwig (Sohn der Vorzeugin): Am 29. November 1899 kam er zu Matthäus Meyer. Der Laden war leer. Da kam aus der Hinterstube erst ein fremder Mann, anscheinend ein Jude, dann Meyer, seine Frau und seine Tochter. Der Mann versteckte sein Gesicht. – Die Familie war anscheinend sehr aufgeregt. Frau Meyer sagte auf die Frage, was der fremde Mann wolle: Abgaben gerade nicht, aber wir werden ihn schon zufrieden stellen, wir ziehen nach Berlin. Es ist eine Unterschreibung wegen einer Verschwörung gegen einen jungen Herrn. Er (Zeuge) fragte, ob sie den jungen Herrn umbringen oder verklagen wollten. Frau Meyer sagte: Umbringen wollen wir ihn nicht, aber ihm etwas antun. Dann sagte Herr Meyer etwas, was er nicht verstand. Fräulein Meyer sagte zu ihm: Wenn er den Winter kenne, so möchte er ihm doch sagen, daß er sich vorsehen solle und lieber von Konitz weg auf ein anderes Gymnasium gehen.

Der Vorsitzende hielt dem Zeugen vor, daß er bei jeder Vernehmung immer mehr sage, heute aber zum ersten Male etwas von Lewy erzählte. – Hellwig: Was ich sage, ist wahr. Ich bin von Meyer zu Lewy gegangen. Es war Sonntag Vormittag, ich bin vorn in den Laden gegangen. Lewy sagte: ich solle hinterkommen, er schärfte gerade ein großes Schlachtmesser. Ich sagte: ich komme nicht nach hinten. Da hörte ich, wie Lewy zu seiner Frau und Söhnen sagte: „Brauchen Blut, Christenblut, gute Gelegenheit, Gomisten spazieren.“ – Vors.: Sie meinen wohl „Gymnasiasten“? Zeuge: Ja. (Heiterkeit.) – Oberstaatsanwalt: Was haben Sie sich bei dieser Äußerung Lewys gedacht? – Zeuge: Gar nichts. – Oberstaatsanwalt: Ich kann mir auch nichts dabei denken. – Der Vorsitzende stellte fest, daß der Zeuge ebenso wie seine Mutter die ganze Aussage wie am Schnürchen hergesagt habe und fragte, wie die Aussage in die Zeitung gekommen sei. Der Zeuge erzählte, daß er

Empfohlene Zitierweise:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 3. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_3_(1911).djvu/104&oldid=- (Version vom 2.2.2023)