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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

und Paris gefragt. Wir hielten dem Angeklagten sodann vor, welchen Umweg er gemacht habe, indem er erst nach Frankfurt (Oder) gefahren sei; Gönczi habe erwidert, er habe eine kranke Schwester in Frankfurt, die er noch besuchen wollte. Dem Schaffner Thiel und dem Geschäftsreisenden Kowalski hat der Angeklagte erzählt, er wolle zur Weltausstellung nach Brüssel. – Die Ehefrau des Gastwirts Hinz wies ebenfalls die Behauptung, daß ihr Mann der Täter gewesen sei, mit großer Entrüstung zurück. Auch den Löwy kenne sie nicht. – Vors.: Angeklagter, was sagen Sie dazu? – Gönczi: I bitt schön, Herr Präsident, Sie woaß olles, Sie wird aber doch net „Ja“ sagen. Sie leignet eben olles, dös glaub’ i schon! – Staatsanw.: Frau Zeugin, hat Ihr Mann sich mit der Frau Schultze schlecht gestanden? – Zeugin: Nein, im Gegenteil. – Vors.: Gönczi behauptet ferner, Ihr Mann habe sich Montag abend gewundert, daß Gönczi noch keine Nachricht von den Damen habe. Gönczi habe erwidert: Ach was, die hast du ja längst massakriert. Darauf hätten Sie zu Ihrem Manne gesagt: So halte doch das Maul! – Zeugin: Das ist alles nicht wahr.

Sanitätsrat Dr. Mittenzweig und Dr. Schulz legten sodann die oberen Schädelhälften der beiden ermordeten Frauen vor und zeigten die Art der nach dem Kopf geführten Schläge. Als die beiden Sachverständigen auf den Angeklagten zutraten, um auch diesem die durchlöcherten Schädeldecken vorzuhalten, streckte er abwehrend die Hände aus und sagte mit lächelnder Miene: I bitt schön, i woaß ja doch von nix, was geht doas mi an! Ein Geschworener bat, den Angeklagten zu untersuchen, ob er genügend kräftig erscheine, die beiden Frauen niederzuschlagen. Sanitätsrat Mittenzweig bejahte diese Frage auf Grund einer kurzen Untersuchung der Arme des Angeklagten.

Der Untersuchungsrichter, Landgerichtsrat Herr, bekundete: Der Angeklagte habe in einer Weise gelogen, wie es ihm noch niemals vorgekommen sei. Alle Versuche, die Existenz und den Aufenthalt des mysteriösen Löwy und dessen Schwester

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/76&oldid=- (Version vom 31.7.2018)