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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

– Vors.: Sie wissen also auch nichts davon? – Angekl.: Nichts; mein Mann hat mir nichts davon gesagt. Anfang August, so bemerkte die Angeklagte weiter auf Befragen des Vorsitzenden, habe ihr ihr Mann mitgeteilt, daß er eine Hausverwalterstelle bekommen habe. Sie habe sich nicht weiter darum bekümmert, da sie vollauf in dem Geschäft in der Mühlenstraße zu tun hatte. Am 14. August 1897, dem Mordtage, sei ihr Mann sehr früh fortgegangen und gegen 12 Uhr mittags sehr blaß und erregt zurückgekehrt. Am 18. August habe er plötzlich zu ihr gesagt, sie müßten sofort abreisen, sie solle ihre Sachen einpacken. Er habe ihr verschiedene Schmucksachen und Wertpapiere gezeigt, darunter mexikanische Anleihe, die er angeblich im Schlafzimmer der Frau Schultze gefunden habe. Er habe dazu angegeben: Die Frau Schultze habe ihn als Hausverwalter engagiert und ihn beauftragt, in ihrem Hause Ordnung zu halten, während sie mit ihrer Stieftochter eine Reise nach Hannover machte. Am 18. vormittags habe er die Wohnung der Frau Schultze leer gefunden und die Wertsachen an sich genommen. Ihr sei dies nicht auffällig erschienen, da ihr Mann die Schlüssel zu der Wohnung in der Hand hatte. Er sei auch schon am 14. einmal hingegangen, um dort Bilder anzunageln. – Vors.: Nahm er da etwas mit? – Angekl.: Ja, ein Beil. – Vors.: Hat er das wieder mitgebracht? – Angekl.: Nein. Die Angeklagte erzählte sodann weiter: Am Abend des 18. August 1897 habe ihr Mann zwei Droschken bestellt und sei in eine mit seinem Wolfsspitz eingestiegen, in der andern habe sie mit ihrem Dienstmädchen Martha Raffalski Platz genommen. Sie seien alsdann zuerst planlos herumgefahren und hätten sich schließlich zum Bahnhof Friedrichstraße begeben, wo sie sich bis zur Abfahrt des Zuges nach Frankfurt a. d. O. aufhielten. – Vors.: Ihr Mann hatte Ihnen wohl nicht gesagt, wohin Sie reisen würden? – Angekl.: Doch, er sagte, wir fahren nach Brüssel. – Vors.: Man fährt doch aber nicht über Frankfurt a. d. O. nach Brüssel? – Angekl.: Ich wußte ja nicht, wo Brüssel

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/61&oldid=- (Version vom 31.7.2018)