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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

– Zeuge: Wir waren beide von vornherein dieser Überzeugung. – Vors.: Wollen Sie sagen, ob und wie sich der Angeklagte über die ihm vom Staatsanwalt gemachte Mitteilung betreffs des Selbstmordes seiner Frau geäußert hat? – Zeuge: Jawohl, der Angeklagte sagte: Der Staatsanwalt hat mit dem Selbstmord meiner Frau in einer Weise operiert, die ich nur als im höchsten Grade unmoralisch bezeichnen kann. – Vert.: Und was haben Sie weiter mit dem Angeklagten gesprochen? – Zeuge: Wir haben uns viel über Religion, Politik und andere wissenschaftliche Fragen unterhalten. – Vert.: Das interessiert uns nicht. Wollen Sie nicht sagen, was der Angeklagte Ihnen für Mitteilungen gemacht hat? – Zeuge: Nein. – Staatsanwalt: Sie sind gestern abend im Hotel „Erbprinz“ mit der Familie Hau zusammen gewesen? – Zeuge: Ich war gestern abend mit Herrn Rechtsanwalt Vögele im Hotel „Erbprinz“. Mit der Familie Hau war ich nicht zusammen. Ich hörte erst später, daß einige Tische vor uns die Familie Müller gesessen hat. – Rechtsanwalt Vögele bestätigte das und bemerkte: Er habe dem Angeklagten gesagt: er könne das Zwangsverfahren nur dann umgehen, wenn ihm der Angeklagte erlaubt, die Mitteilung preiszugeben. – Vors.: Angeklagter, wollen Sie den Zeugen von seinem Versprechen, nicht auszusagen, entbinden? – Angekl.: Nein. (Große Bewegung im Zuhörerraum.) – Vert.: Dann beantrage ich, das Zwangsverfahren gegen den Zeugen in Anwendung zu bringen. – Vors.: Herr Zeuge, ich frage Sie, ob Sie bei Ihrer Zeugnisverweigerung beharren? – Zeuge: Ich muß erklären, daß ich mich dem Angeklagten gegenüber verpflichtet fühle, mein Zeugnis zu verweigern. – Vors.: Sie haben bereits gesagt, daß der Angeklagte über die Tat selbst sich nicht geäußert hat. – Zeuge: Jawohl. – Vors.: Sie haben alsdann gesagt, Sie haben den Angeklagten gefragt, was ihn veranlaßt habe, noch einmal nach dem Kontinent zu kommen. Auf die Frage, was Hau darauf geantwortet hat, haben Sie die Aussage verweigert. – Zeuge: Jawohl, ich verweigere sie jetzt noch, sowie

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/36&oldid=- (Version vom 31.7.2018)