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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

Im Verlage von Hermann Barsdorf in Berlin W. 30 erscheint im Sept. 1910.

Nietzsches Waffenbruder
Erwin Rohde
von
Ernest Seillière.
Verf. v. Apollo oder Dionysos, kritische Studie über Friedrich Nietzsche
Autorisierte deutsche Ausgabe von M. Müller.
Ca. 12 Bogen. Vornehm ausgestattet. Eleg. broch. M. 3.
In Originalband M. 4,50.

Der geistreiche Franzose, dessen grosses Werk über Nietzsche infolge seiner gallischen Eigenart, mit der er diesen Geistesriesen erfasste, in Deutschland berechtigtes Aufsehen erregt hat, tritt jetzt mit einer Würdigung Erwin Rhodes vor das deutsche Publikum, die zweifellos viele Leser finden wird. Er beleuchtet, man möchte sagen, mit deutscher Gründlichkeit den Entwickelungsgang beider Freunde, deren einzigartiger Freundschaft er ein schönes Denkmal setzt. Er weist nach, dass, obwohl ihre Weltanschauungen zuerst einer gemeinsamen Quelle – der aesthetischen Romantik entsprangen, sie allmählich, und anfangs unmerklich, in zwei ganz verschiedene Bahnen einlenkten. Der feinsinnige französische Psychologe entwirrt die heimlich verschlungenen Fäden, die von einem zum andern führen, auf meisterhafte Art und liefert uns den Beweis, dass der tragische Schluss einer solchen Freundschaft nicht durch einen zufälligen Anlass herbeigeführt wurde, sondern mit Notwendigkeit erfolgen musste. Er nimmt dabei Gelegenheit, Rohdes moralische Ueberlegenheit über den, wenn auch genialeren Freund hervorzuheben und zollt dessen Werken die wärmste Anerkennung. Vor allem weist Seillière nach, dass die Schlussfolgerungen, die Rohde in seinem Hauptwerk „Psyche. Seelenkult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen“ über die Vergangenheit und Zukunft der Moral und der menschlichen Gesellschaften gezogen hat, sich fast in einem vollständigen Gegensatz zu jenen befinden, die die letzte und vor allem persönliche Philosophie Nietzsches gestaltet haben. Und in diesem Schlusskapitel seines Werkes liegt ganz besonders das Originale und die Anziehungskraft, die der geistreiche französische Autor auf den Leser ausübt.

Ein Blick auf nachstehende Inhaltsangaben wird am besten auf diese interessante Arbeit Seillières schliessen lassen.

Inhalt: Kap. I. Zwei Seelen und ein[WS 1] Gedanke. 1. Erwin Rohdes Charakter. 2. Ein Freundschaftsroman. 3. Weltanschauungsgenossen. 4. Die Offenbarungen des Gottes Dionysos. 5. Rohdes erste Philosophie. 6. Die Tragödie und der Sokratismus. 7. Geeint gegen Verfolgungen.

Kap. II. Es trennen sich die Wege. 1. Rohdes erste Vorbehalte. 2. Zwei unvereinbare Weltauffassungen. 3. Rohdes Heirat. 4. Plötzliche Emanzipation von Nietzsche. 5. Einwendungen und Meinungsverschiedenheiten. 6. Zweiteilung der Persönlichkeit bei Nietzsche. 7. Rohdes Bedenken.

Kap. III. Erwln Rohdes geistige Selbständigkeit. 1. Taine und Nietzsche. – Der Bruch. 2. Die Lehren des Lebens. – Die Turiner Katastrophe. 3. „Psyche“. 4. Eine Anklagerede gegen Dionysos. 5. Eine Ehrenerklärung für Sokrates. 6. Ein letztes Glaubensbekenntnis.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: eln
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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite U4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/332&oldid=- (Version vom 4.2.2018)