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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

wenn Sie eine Aussage machen würden? – Zeugin: Ich war damals sehr empört über Sternberg, weil ich gehört hatte, daß er allerlei Ungünstiges über mich ausgesagt habe. Da glaubte ich, daß ich nicht nötig hätte, umsonst für ihn etwas zu tun. Nachher habe ich erfahren, daß Sternberg gar nichts Ungünstiges gesagt hatte. – Staatsanwalt: Von wem wußten Sie denn das? – Zeugin: Von Dr. Fritz Friedmann. Dieser hatte mir gesagt, daß ich über Sternbergs Aussage falsch berichtet sei. Ich habe dann Herrn Dr. Friedmann auf seine Fragen Auskunft erteilt, und wenn ich mich recht besinne, hat Dr. Friedmanns Vetter, Eugen Friedmann, der auch in New York ansässig ist und dort eine Restauration betreibt, die Aussage stenographiert. – Staatsanwalt Braut: Haben Sie Geld erhalten? – Zeugin: Ich habe 100 Dollars erhalten für meine entlastende Aussage, später habe ich nochmals 50 Doll. erhalten. – Vors.: Also weiter wollen Sie Geld nicht erhalten haben? – Zeugin: Nein. – Vors.: Was haben Sie sich denn eigentlich dabei gedacht, daß zwei Herren von Berlin nach New York reisen, um Sie zu besuchen? – Zeugin: Sie wollten nur meine Aussage in der Sternbergschen Sache haben. – Vors.: Und dafür verlangten Sie 20 000 M.? Dann müßten Sie ja Ihrer Aussage eine große Bedeutung beilegen? – Zeugin: Ich habe so viel verlangt, weil ich damals auf Sternberg böse war. – Vors.: Wie lange waren die beiden Herren drüben ? – Zeugin: Beinahe acht Tage. – Vors.: Und Sie haben ihnen die Aussage nicht gegeben? – Zeugin: Nein. Die Herren sind unverrichteter Sache wieder abgereist. – Vors.: Es ist dann eine Depesche an Sie abgesandt, des Inhalts, daß Ihre Forderung unbegründet sei. Entsinnen Sie sich, was Eugen Friedmann mit der Depesche bezweckte, die Sie in Cherbourg antraf und worin er Ihnen mitteilte, daß Sie jemand in Southampton erwarten würde? – Zeugin: Nein, ich weiß es nicht, es ist niemand dort gewesen. – Staatsanwalt: Sind Sie nach Ihrer ersten Ladung durch die Gesandtschaft noch mit Dr. Fritz Friedmann in Verbindung geblieben? – Zeugin: Nein.

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/289&oldid=- (Version vom 1.8.2018)